3. Gendergerechtigkeit erreichen

Die Stadt Linz bekennt sich zur Gleichstellung der Geschlechter und – auf der Basis der Richtlinien und Verträge* zur Gleichstellungspolitik der Europäischen Union – zur Abschaffung frauenspezifischer Diskriminierung. Daraus entsteht eine Verpflichtung zur Umsetzung der formulierten Ziele auch im Bereich der kulturpolitischen Konzepte und Maßnahmen. Das Hauptaugenmerk liegt einerseits auf dem Abbau von systemimmanenten Barrieren und auf einer Neudefinition vorhandener Strukturen im Kulturbetrieb im Sinne der Gleichstellung und andererseits auf der Unterstützung von kunst- und kulturschaffenden Frauen. Da auch Kunst und Kultur nicht frei von traditionellen Geschlechterrollen und Stereotypen sind, ist eine umfassende Gendersensibilität*, von der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen über die Kunstpädagogik bis zur Kunst- und Kulturvermittlung, relevant.

Ziele und Maßnahmen im Sinne der Gendergerechtigkeit* knüpfen an die Vorgaben des im Jahr 2000 beschlossenen Kulturentwicklungsplans an, bilden auch weiterhin einen zentralen Schwerpunkt und erfahren eine Weiterentwicklung und einen Ausbau. Dazu zählen die geschlechterparitätische Besetzung aller Beiräte, Jurys, Kuratorien, Hearing-Kommissionen und msonstigen Gremien im Kulturbereich, die Förderung eines frauenpolitischen Diskurses und die Auszeichnung von kunst- und kulturschaffenden Frauen sowie die jährlich von Linz Kultur zu erstellende Gender-Budget-Analyse*. Dieser „Für eine Symmetrie der Geschlechter“ genannte Bericht hat mit einer geschlechtsspezifischen Darstellung unter anderem von Kunstankäufen, Förder- und Preisvergaben sowie Kulturprogrammen bereits viel zur Transparenz in Bezug auf die Verteilung von finanziellen Mitteln unter den Geschlechtern beigetragen.

Ausgehend von diesem Berichtsmodell der Linz Kultur soll zukünftig die Darstellung des Mitteleinsatzes in Bezug auf die Geschlechter auf alle Kultureinrichtungen der Stadt Linz ausgedehnt werden. Als weiterer Schritt ist die Gestaltung von Budgets ein wichtiges Steuerungsinstrument und Ausdruck einer gleichstellungspolitischen Maßnahme. Daher nimmt die vom Linzer Gemeinderat 2007 beschlossene Umsetzung von Gender-Budgeting* auch im Kulturbereich eine zentrale Rolle ein. Das Ziel einer gendergerechten Parität bei der Vergabe von Förderungen, Preisen, Stipendien und Projektaufträgen sowie bei der Programmierung von Kulturformaten ist besonders dort, wo sie noch nicht erreicht ist, aktiv zu fördern. Zentrale Grundlagen für diese Zielerreichung sind eine breite Bewusstseinsarbeit und die Verstärkung der Selbstreflexion aller im Linzer Kunstund Kulturbereich Schaffenden und Verantwortlichen. Dies erfolgt einerseits über die Erhebung von entsprechendem Datenmaterial und über die Darstellung des geschlechtsbezogenen Anteils von Beteiligten und Nutzenden von Kunst- und Kulturformaten. Andererseits ist Geschlechtersensibilität eine Qualifikation im kulturellen Arbeitsfeld, die erworben werden muss. Daher ist bei Verantwortlichen in der Kulturverwaltung und bei städtischen Kultureinrichtungen für eine Erhöhung der Kompetenz und Bewusstseinsbildung im Bereich des Gender-Mainstreamings* zu sorgen. Außerdem sind Weiterbildungsprogramme an Gleichstellungszielen auszurichten.

Ein weiteres Ziel ist die Erreichung einer Symmetrie der Geschlechter im Personalbereich, insbesondere bei Führungspositionen. Bei allen Ausschreibungen muss das Prinzip, dass Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden, nach wie vor Gültigkeit haben. Vom Gemeinderat bzw. von Aufsichtsräten beschlossene Grundlagen sind die Frauenförder- und Gleichstellungsprogramme des Magistrats der Stadt Linz bzw. der Unternehmungen der Stadt Linz. Darin sind Maßnahmen festzulegen, mit denen Unterrepräsentationen sowie bestehende Benachteiligungen von Frauen bzw. von Männern beseitigt werden können.

Gezielte Öffentlichkeitsarbeit zu frauenspezifischen und -politischen Anliegen wie die Förderung genderspezifischer Sprache in den Medien ist weiter zu forcieren, da gerade die Auseinandersetzung mit den aktuellen Diskursen das Verständnis für gesellschaftliche Entwicklungen verbessert und deutlichere Zugänge zu diesen Themenfeldern schafft. Im Sinne eines „Gedächtnisses“ für die kulturellen und künstlerischen Leistungen von Frauen werden für Linz relevante Informationen und Dokumente schrittweise zusammengeführt, vernetzt und als Serviceangebot der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Die Produktions- und Rezeptionsbedingungen sollen durch spezielle Fördermaßnahmen für Frauen verbessert werden. Ein wichtiger Schritt für die Wahrnehmung von Frauen in der Öffentlichkeit ist die Schaffung von Produktions- und Präsentationsmöglichkeiten. Daher müssen die positiven Entwicklungen zur stärkeren Sichtbarmachung von bildenden Künstlerinnen und Literatinnen ausgebaut werden. Im letzten Jahrzehnt konnten dahingehend insbesondere im Förderbereich, in den Museen der Stadt Linz und im Atelierhaus Salzamt große Fortschritte erzielt werden. Dabei nehmen das Kunstschaffen und die Kulturarbeit zu feministischen Positionen eine wichtige Rolle ein. Vonseiten städtischer Kultureinrichtungen werden weiterhin gezielte Aktionen gesetzt, die der Unterrepräsentanz von Frauen in speziellen künstlerischen Sparten (wie in den Bereichen Populärmusik, Komposition, Architektur etc.) entgegenwirken.

Das Frauenbüro der Stadt Linz und Linzer Fraueninitiativen sind weiterhin wichtige Partnerinnen bei Netzwerkaktivitäten und Maßnahmen im Sinne von „Gendergerechtigkeit erreichen“ im Kulturbereich.

Maßnahmen:

  • Alle Kulturunternehmungen und -einrichtungen der Stadt sind verpflichtet, ab 2013 einen jährlichen Bericht „Für eine Symmetrie der Geschlechter“ zu erstellen. Darüber hinaus erfolgt eine Ausweitung der Darstellung auf den gesamten Förderbereich von Linz Kultur.
  • Alljährlich findet eine Berichterstattung über alle Symmetrieberichte im gemeinderätlichen Kulturausschuss bzw. im Frauenausschuss statt. Diese Berichte werden dem Gemeinderat bzw. den zuständigen Aufsichtsräten zur Kenntnisnahme vorgelegt und anschließend veröffentlicht.
  • Alle Kultureinrichtungen der Stadt Linz, Linz Kultur und die freie Kunst- und Kulturszene sind zu einer gendergerechten Vergabe von künstlerischen Auftragswerken angehalten.
  • Linz Kultur, die städtischen Kultureinrichtungen und die freie Kunst- und Kulturszene sind zu einer geschlechtersymmetrischen Ausrichtung aller Kulturprogramme, Veranstaltungen und Festivals angehalten und initiieren Formate, die das Kunst- und Kulturschaffen von Frauen öffentlich machen.
  • Linz Kultur erhebt im Zuge von Förderanträgen der Kunst- und Kulturinitiativen entsprechende Daten, die für Gender-Budgeting* relevant sind. Dabei wird unter anderem eine nach Geschlecht aufgeschlüsselte Darstellung des Anteils von Beteiligten eingefordert.
  • Die Kulturdirektion initiiert gemeinsam mit der städtischen Personalabteilung ein Weiterbildungsangebot für Führungskräfte und MitarbeiterInnen der städtischen Kultureinrichtungen und der Linz Kultur zur Erhöhung der Kompetenz im Bereich des Gender-Mainstreamings* und Gender-Budgetings*.
  • Linz Kultur kommuniziert über Antragsformulare an förderwerbende Personen und Vereine den Wunsch nach genderspezifischer Sprache in den Unterlagen und Dokumentationen.
  • Linz Kultur erweitert die Rubrik „Für eine Symmetrie der Geschlechter“ auf www.linzkultur.at um allgemeine Informationen, Dokumente und Services zum Thema „Frauen in Kunst und Kultur“ und stellt eine Vernetzung mit den in diesem Bereich agierenden Organisationen und Initiativen her. Dadurch entsteht mittelfristig ein vernetztes Online-Archiv, das die künstlerischen und kulturellen Leistungen von Frauen mit Linz-Bezug sichtbar macht.
  • Die Linzer Musikschule entwickelt ein Programm zur Förderung von Mädchen und Buben, um einen geschlechterunabhängigen Zugang zu jenen Instrumenten zu forcieren, die überwiegend von Mädchen bzw. von Buben erlernt werden. Dies gilt insbesondere für die Populärmusik.
  • Das Frauenbüro Linz wertet den Marianne.von.Willemer-Preis auf, unter anderem mit der Erweiterung um die neue Sparte „Zeitgenössische Musik“.
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