Luis Wohlmuther

Geburtsjahr und Geburtsort?

Luis Wohlmuther: 1967, Schladming.

Du lebst in Linz?

Luis Wohlmuther: Seit fünf bis sechs Jahren wieder. Davor war ich sechs Jahre in Ottensheim und vorher auch in Linz. Also acht Jahre in Linz, dann sechs Jahre in Ottensheim und jetzt wieder sechs Jahre in Linz.

Welche kunst- und kulturbezogenen Aktivitäten und Funktionen übst du derzeit aus?

Luis Wohlmuther: Mein Brotjob ist beim Film, da arbeite ich als Fixer und in der Vorproduktion. Sonst bin ich seit 1997 beim Kulturverein Time’s Up im Vernetzen und bin im Kulturmanagement involviert. Dann gibt es manchmal Beratungstätigkeiten mit jüngeren Leuten, die immer wieder einmal Sachen fragen oder eigene Geschichten haben. Zuletzt habe ich mich bei Linz09 eingebracht, also selbst, mit eigenen Positionen im Prinzip. Und zur Zeit gibt es einen Kunstraum mit Ausschank, so nennen wir das, das ist „Missing Link“, wo wir versuchen, einen kleineren Raum immer wieder mit neuen Dingen zu bespielen. Das kann jetzt eine Lesung genauso sein wie ein elektronisches Konzert, wie eine Performance oder wie eine Ausstellung.

Wie würdest du deine eigene Tätigkeit am ehesten bezeichnen?

Luis Wohlmuther: Na ja, wenn ich eben im Filmbereich arbeite, würde ich mich als Vorproduktion bezeichnen, preproduction im Englischen, oder Fixer. Ein Fixer ist einer, der viel Ahnung hat in der Stadt und dort ziemlich alles besorgen kann, was irgendwer für eine Produktion braucht. Egal, ob das ein Fotograf ist, ob das Bühnenbauten sind, ob das Schminke, Visage, Kleidung ist oder die Vernetzung zu kulturell wichtigen Menschen. Früher habe ich für meine Tätigkeit immer geschrieben: Kunstarbeiter. Das war eine Bezeichnung, aber es ist eigentlich eine … man kann genauso sagen, ein bisschen Lobbying, ein bisschen Kunstarbeit, aber leben tue ich trotzdem von der Filmwirtschaft.

Zu den Einrichtungen. Da würde ich mich gerne auf Time’s Up und Missing Link konzentrieren. Welche Zielgruppen werden durch die Arbeit von Time’s Up und dann Missing Link deiner Meinung nach besonders angesprochen?

Luis Wohlmuther: Wenn man jetzt zu Time’s Up stadtintern denkt, ist es ein sehr spezielles Zielpublikum, nämlich Leute, die sich für interaktive Kunst interessieren, Menschen, die sich für Vernetzung und Kommunikation interessieren, aber eigentlich auch für die Schnittstelle Mensch – Maschine, Interaktionen und Robotik, interessieren. Zurzeit arbeiten wir sehr intensiv an Story Telling, in die Richtung, die jetzt nicht klassisch nur den Film meint, sondern verschiedenste Medien zu vernetzen versucht. Wie erzähle ich eine Geschichte mit verschiedensten Medien? Das sind eigentlich die Beschäftigungen, die wir jetzt seit zwei Jahren intensiver betreiben und die durchaus aus einem Projekt, das wir bei Linz09 angefangen haben mitentstanden ist. An dieser Schnittstelle beschäftigen wir uns sehr intensiv. Missing Link ist durchaus mehr da von der Verwurzelung oder das soll eine offene, schnelle Schnittstelle sein für Dinge, die man einfach schnell machen kann. Eine Vernissage für drei Wochen. Gestern haben wir etwas erfahren zum Beispiel, und so können wir diesen Donnerstag schon eine Eröffnung machen. Und es gibt eine Performance von Ferdinand zwei Tage, am Donnerstag und Freitag. Das kann man schon am Donnerstag oder Freitag machen, das wird jetzt auf Facebook gepostet, die Ausstellung hängt drei Wochen und in drei Wochen können wir schon wieder die nächste Sache machen. Ob das dann ein kleines Elektronikfestival für drei Tage ist oder ob das die nächste Ausstellung ist, wissen wir heute noch gar nicht. Also sehr schnell, impulsiv, aber durchaus auf einem Niveau zu interagieren im Prinzip. Es gibt durchaus ähnliche Mischkonzepte in Wien, Berlin oder New York, dort gibt es die auch schon viel, viel länger. Das sind halt dann Läden, wo ein Friseur zusammen mit einer Gastronomie ist oder wo jemand Vintage-Möbel verkauft mit irgendeinem Barbetrieb dazu oder jetzt gibt es in Wien einen netten Laden, der hat Platten und einen kleinen Feinkostladen, also der eine verkauft Vinyl auf höchstem elektronischen Niveau und der andere hat einen super Feinkostladen, wo er mittags für zwei Tische kocht und die haben bis neun Uhr offen und du kannst in einem kleinen Kreis einer super Elektronikmusik zuhören.

Auf welchen geografischen Wirkungsbereich zielt die Arbeit in erster Linie ab, von Time’s Up und von Missing Link?

Luis Wohlmuther: Zuerst muss ich sagen dass das jetzt meine ganz persönliche Meinung ist, da ich ja nur ein Teilchen von Time’s Up bin. Time’s Up ist immer schon international aufgestellt gewesen. Uns war es wichtig, dass wir vernetzt sind, dadurch dass Tim Boykett Australier ist und Just Merrit damals, der ein Mitbegründer war, sehr viele Beziehungen nach San Francisco hatte. Damals war das noch Machine Arts und es ist eigentlich mehr um die großen Maschinenarbeiten gegangen. So ist das eigentlich von Haus aus auf einem internationalen Level eingefädelt gewesen und da ist es auch geblieben bzw. weil Time´s Up eben ein spezielles Publikum hat, ist es total wichtig, dass das auf einem internationalen Level bleibt. Das heißt, wir haben jetzt nicht den Massenaustausch in Linz, aber heuer waren zum Beispiel zwei von uns in Australien und in China über die Weihnachtszeit. Das schaut dann aus wie Urlaub, aber in Wirklichkeit haben die acht Lectures an Universitäten oder in Hacker-Seminaren gemacht. Die haben dort auch richtig an unserem Netzwerk gearbeitet und darüber gesprochen, was wir jetzt machen, an welchen Projekten wir dran sind und sind nach drei Monaten wieder zurückgekehrt. Bei Missing Link sind wir gerade erst am Anfang. Ich denke durchaus, dass da auch jemand, der auf Besuch in der Stadt ist, schnell ausstellen kann, wenn er Lust und Zeit hat oder uns das gewährt. Da kann man relativ schnell interagieren mit internationalen aber auch regionalen Gästen.

Von den künstlerischen Disziplinen, bei Time’s Up hast du es schon gesagt, Technologie, Kunst, in Richtung Story Telling. Wie sieht es bei Missing Linz aus mit den künstlerischen Disziplinen, ist das vollkommen offen?

Luis Wohlmuther: Da sind wir relativ offen, aber natürlich sind wir selbst wieder ein Filter, Hans Kropshofer und ich. Da hat man überhaupt kein Vorurteil, ist der international schon interessant oder ist der … da habe ich kein Problem. Man hört auf ein Gefühl oder auf ein eigenes Bedürfnis, wo man sagt, das findet man spannend, das muss sich jetzt nicht verkaufen, aber es ist interessant. Von den künstlerischen Disziplinen ist es natürlich etwas durch den Raum bedingt. In Wirklichkeit hat man einen kleinen Raum hinten, in dem man zum Beispiel auch eine Kochshow machen kann, aber genauso gut als Galerie oder für eine Performance nützen kann. Dieser Raum ist ca. 20 qm2 groß. Da ist man schon eingeengt über die Raumsituation selbst.

Gibt es in Bezug auf die vorhandene räumliche und technische Infrastruktur aktuell einen Handlungsbedarf, d. h. den Wunsch nach quantitativer Erweiterung oder qualitativer Verbesserung?

Luis Wohlmuther: Bei Time’s Up haben wir genügend Raum zur Zeit, außer man könnte im Hafen dort erweitern, das wäre durchaus eine Idee. Neben uns ist jetzt auch eine kleine Containersiedlung für einen Betrieb entstanden und noch weiter weg ein anderer Betrieb. Aber es ist eigentlich genügend Platz vorhanden, für die Geschichte, wie wir jetzt arbeiten. Technisch gesehen haben wir uns eigentlich immer sehr gut ausgestattet, in jegliche Richtung. Also wenn wir etwas brauchen, dann schauen wir, wie wir das finanzieren können und schauen, wo wir das herbekommen. Ob das jetzt 3D-Brillen sind oder Computer oder Projektoren oder sonst irgendetwas. Bei Missing Link ist es räumlich so, dass wir jetzt nicht expandieren, sondern das ist jetzt so gegeben und wir fangen jetzt einmal klein und adrett an, ein kleines feines Ding. Technisch gesehen haben uns Freunde geholfen, weil sonst musst du am Anfang zuviel Geld in die Hand nehmen, wenn du eine Anlage brauchst oder wenn du irgendwie eine Beschallung brauchst oder ein Licht brauchst. Also das heißt wir haben sehr viel mit Freunden aus dem Umfeld sowohl die Lichtsituation, die architektonische Situation oder die Infrastruktur für die Musik gelegt und über einen kleineren Rahmen das durchaus selber finanziert.

Wie sieht es mit Personal aus. Wie viele Personen waren bei Time’s Up mit Stand 1. Jänner 2011 insgesamt beschäftigt? In welchen Arbeitsverhältnissen (Vollzeit, Teilzeit, freie Dienstverhältnisse, …) befanden sich diese Personen?

Luis Wohlmuther: Bei Time’s Up sind es sechs Personen. Fünf davon sind freie Mitarbeiter, die kein Anstellungsverhältnis haben. Es gibt auch eine Halbangestellte, die für den Office-Bereich da ist und ich bin quasi als Außenstehender Berater oder Vernetzer, je nach Aufträgen tätig

Wenn ein durchschnittliches Arbeitsmonat oder ein typisches Projekt betrachtet wird: Wie viele Personen sind schätzungsweise für Time’s Up auf freiwilliger Basis tätig?

Luis Wohlmuther: Freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeiten in dem Sinne machen wir länger schon nicht mehr. Also es gibt keine oder keinen, der für uns arbeitet oder mit uns arbeitet, außer uns selbst, der oder die kein Entgelt bekommt, wo wir schauen, dass die halbwegs normal bezahlt werden, sogar in einem ähnlichen Rahmen, so dass die Person zumindest soviel wie wir verdient. Das ist eigentlich ein bisschen ein sozialistischer Ansatz: wenn jemand einen Monat arbeitet, dann soll sie oder er auch ziemlich das Gleiche haben, was wir haben. Und sonst macht man sich eine Pauschale aus auf Stundenbasis oder auf Tagesbasis, das kommt drauf an. Bei Missing Link wird es durchaus nicht mehr geben wie ein paar Geringfügige, die in der Bar vielleicht aushelfen und sonst durchaus Hans oder ich, weil natürlich viel ehrenamtlich oder irgendwie aus eigener Lust und Laune passiert, ohne dass wir uns alles auszahlen können. Aber dafür haben wir auch die Freiheit, dass wir eine kleine Plattform, die sonst nicht ohne Raum möglich wäre.

Im Hauptblock geht es um die kulturelle Entwicklung, die aktuelle Situation und die Zukunft von Linz. Welche Begriffe fallen dir ein, wenn du an „Kulturstadt Linz“ denkst?

Luis Wohlmuther: Da muss ich jetzt einmal kurz Luft holen, weil ich bin jetzt 20 Jahre da und es ist viel passiert in der Stadt. Die hat sich wirklich gemausert und in eine Richtung entwickelt, wo für die Größe der Stadt sehr viel Kulturangebot und Veranstaltungen, Konzerte, Festivals in allen Disziplinen da sind. Das ist sehr erstaunlich, glaube ich, für eine Stadt dieser Größe, was da alles passiert. Es gibt durchaus Leute, die aus Millionenstädten auf Besuch sind, die sagen: „Wow, in Linz ist eigentlich ganz schön etwas los, da kannst du jeden Tag irgendetwas anderes machen und dir ansehen.“ Also durchaus einmal ein hohes und breites Niveau für eine Stadt mit 200.000 Einwohnern.

Wenn man nicht die letzten 20 Jahre ansieht, sondern nur die letzten zehn Jahre, also die Jahre 2000 bis 2010: Was lief deiner Meinung nach besonders gut in der kulturellen Entwicklung der Stadt Linz?

Luis Wohlmuther: Wie gesagt, da ist durchaus nochmals ordentlich nachgelegt worden, dass man sich kulturell positionieren wollte. Es gab schon einen Willen von der Politik und wahrscheinlich auch dadurch, dass genug Angebot da war oder Leute, die das machen wollten, die etwas tun wollten und auch tun, gab es eigentlich … ich glaube, das hat die Stadt sehr gut begriffen, dass man mit dieser Positionierung zu einer Kulturstadt hin ein super Label oder eine gute, neue Marke schaffen kann. Graz war früher Kulturhauptstadt, sechs Jahre früher als Linz, die haben das schon ganz gut gemacht und Linz wollte sich dann auch positionieren, denke ich, in einem europäischen Kontext und hat diese Chance wahrgenommen. Da gab es viel früher einmal das Europäische Kulturmonat, das war ein bisschen ein Ausprobieren, wie könnte so eine Kulturhauptstadt aussehen? Damals war noch Siegbert Janko Kulturdirektor, den das irgendwie interessiert hat und der gesagt hat: Ja, europäisches Niveau und Linz, viel mehr Kultur, das machen wir, das finden wir gut. Den ganzen freien Initiativen wurde zu diesem Zeitpunkt ein bisschen Geld gegeben und die Karotte vorgehalten, jetzt kommt eh bald die Kulturhauptstadt, also man hat durchaus noch mal vier bis fünf Jahre auf dem selben Niveau weiter getan, weil ja dann eh ein bisschen mehr Geld da ist und irgendwie viel mehr los sein wird. Was dann natürlich 2009 auch so war. Da war viel los und da ist viel investiert worden und klar hat es viel gegeben. Also Linz wollte sich positionieren, als Kulturstadt in einem europäischen Kontext.

Und auf der anderen Seite. Gibt es irgendwelche kulturellen Entwicklungen der letzten zehn Jahre mit denen du überhaupt nicht zufrieden bist in der Stadt?

Luis Wohlmuther: Ich muss nach wie vor sagen, und das haben wir vor 2000 schon gesehen, in der Freien Szene … worum es überhaupt beim Kulturentwicklungsplan, glaube ich, gehen soll: angefangen 1998 oder schon davor gab es wirklich den Wunsch, dass viel mehr in die Software, in die Leute und in die künstlerischen Möglichkeiten usw. investiert werden soll und in Wirklichkeit ist es so gewesen, dass dann die Bauwirtschaft profitiert hat und große Häuser gebaut worden sind und dass man auf einem großen Platz mitspielen will, zumindest Österreichweit und eine Hardware halt etwas kostet und die auch gefüllt werden muss mit Menschen und die sehr städtisch verwaltet ist und nicht wirklich an die Basis schaut, wo viele Leute aus der Kunstuniversität, aus der Bruckneruniversität, wo auch immer sie raus kommen, sind und durchaus wieder gehen müssen. Also die werden gut ausgebildet, aber in Wirklichkeit gibt es zu wenige Möglichkeiten, wo sie ihr Plätzchen haben, Arbeitsmöglichkeiten, Ressourcen für Technik, Geld in einer einfachen Weise, um da zu starten. Das heißt, es gehen trotzdem viele weg, also zwei von dreien gehen nach Wien, nach Berlin, nach Hamburg, vielleicht in andere Städte, wenn sie eine zweite Sprache sprechen, bis nach Dänemark kenne ich Leute, die dort hingegangen sind oder nach einem Erasmus-Jahr irgendwo anders in einer Großstadt bleiben, weil sie da keine Chance sehen, dass sie Oberhand bekommen könnten oder davon leben könnten. Da schwingt durchaus ein bisschen der Vorwurf mit: Ok, wir brauchen ein Opernhaus und wir brauchen noch ein größeres Ars Electronica Center. Wie wir es bespielen, überlegen wir uns nachher. Auf einem internationalen Level müsste ich ja anders zahlen, um das Landestheater oder ein neues Opernhaus mit Stars zu füllen oder irgendwie ein neues Salzburg zu machen, aber da will man dann doch wieder nicht so viel Geld ausgegeben und sagen, dass das dann richtig Geld kostet. Aber wenn ich mir ansehe, dass Schauspieler im Theater zwölf- bis dreizehnhundert Euro verdienen und die arbeiten durchaus mehr wie 40 Stunden in der Woche, da denke ich mir, du bist beim Hofer gleich gut dran wenn nicht sogar besser, weil da bekommst du, glaube ich, auch zwölf- bis dreizehnhundert Euro netto für 20 Stunden.

Du hast jetzt gerade andere Städte genannt. Womit kann Linz deiner Meinung nach im österreichischen Städtewettbewerb punkten, vor allem im Vergleich zu ähnlich großen Städten wie Graz, Salzburg oder Innsbruck?

Luis Wohlmuther: In Linz gibt es viele Do-it-yourself- und Self-made-Qualitäten, die einfach etwas stemmen und heben, ohne die vielleicht diese großen Baustellen gar nicht angepriesen werden hätten können, die jetzt auch da sind. Ich wollte vorher Linz nicht schlecht reden, ich glaube, die tun viel und die nehmen wirklich im Verhältnis zu Graz oder zu Innsbruck ordentlich Geld in die Hand. Vielleicht ist die Fokussierung ein Problem, auf welche Themen man sich fokussiert. Bei uns wird noch immer breiter gestreut als vielleicht in Graz, weil in Graz gab es jahrzehntelang eher Schwerpunkte. In Graz hat es geheißen, in den 1980er- und 1990er-Jahren, das ist Architektur, es hat geheißen in den 1970er- und 1980er-Jahren, das ist Literatur und es heißt jetzt schon seit 10 oder 15 Jahren, das ist elektronische Musik. Und Design ist jetzt der nächste Schwerpunkt. Ich weiß nicht, mir kommt vor, die fokussieren dann über einige Jahr hinweg mehr einen Schwerpunkt und erfinden da immer wieder alle 15 oder 20 Jahre ein neues Ding. Ich glaube, die nehmen da auch richtig Geld in die Hand, so wie die Kremser, die natürlich da schon vorher … wo ich sowieso nicht weiß, wie die Niederösterreicher das machen, die sind wahrscheinlich einfach so großzügig vom Land gefördert, die nehmen auch richtig Geld in die Hand und sagen, da hast du dein Haus und programmier ordentlich. Das sind die zwei Orte, wo jetzt elektronische Musik oder ein Cross-Over von Musik und Performance gehyped wird und wo etwas weitergeht. Bei uns ist das vielleicht ein bisschen breiter gestreut, das ist ein bisschen mehr Gießkannenprinzip. Außer der Hochkultur, wo wir natürlich dann zahlen müssen, wenn ein Haus bespielt werden muss.

Inwieweit denkst du, dass Linz international als Kulturstadt wahrgenommen wird? Und welche geografische Reichweite hat die internationale Wahrnehmung deiner Meinung nach?

Luis Wohlmuther: Ich weiß nicht, wie das inzwischen im Tourismus positioniert ist oder wie das in der kulturellen Landschaft ist. Nach wie vor ist das, glaube ich, so, dass die Ars Electronica sicher mitgezogen ist und noch mal größer als Markt gewachsen ist, weil sie einfach ein größeres Haus gemacht haben, wo durchaus wieder mehr zusammenkommen und mehr durch das Museum gehen oder das Festival einfach schon eine Marke ist, die halt wirklich da ist. Weithin bekannt wird die Stadt auch durch Einzelgeschichten wie Crossing Europe, das ja jetzt erst seit sechs Jahren am Markt ist. Die erzeugen einen Hype, die schaffen die Marken und die Brands. Das ist gar nicht so, dass die alle so gut gefördert werden, das ist klar. Die Ars Electronica gehört der Stadt selbst, da wird schon ordentlich gebaut und Geld in die Hand genommen. Aber auch durch Geschichten wie das Filmfestival Crossing Europe wird man international wahrgenommen. Die schaffen das eigentlich über die Qualität, die sie liefern.

Also du meinst, über Formate oder Festivals mittlerweile mehr als über Bauten? Wobei die Ars Electronica …

Luis Wohlmuther: Da ist es eine Vermischung. Ich weiß aber nicht, ob das Ars Electronica Center viel bekannter geworden ist. Vielleicht in Linz und in Österreich, weil halt mehr Schulklassen durchgegangen werden. Es wird in Wels jetzt auch so ein Centre gebaut und das ist jetzt nicht weit weg von einem klassischen Science Centre in San Francisco oder irgendwo. Oder in Belgien, da gibt es so etwas auch, außerhalb von Brüssel. Das ist jetzt vom Musealen gar nicht mehr so weit weg von einem technischen Museum, ein technisches Museum, das sich mehr mit Neuigkeiten, Robotik oder mit sehr futuristischen oder heutigen Themen beschäftigt.

Linz09 hast du schon ein paar Mal angesprochen. Kannst du ein kurzes Resümee von Linz09 anhand von drei Punkten geben? Linz09 war für dich …

Luis Wohlmuther: Linz09 war durchaus spannend mit einigen Projekten, wo ich mir gedacht habe, das ist super, da ist etwas passiert, da sind echt neue schöne Dinge passiert, so wie das Gelbe Haus zum Beispiel oder beim Festival der Regionen. Ein paar Institutionen, die durch Linz09 mehr Geld bekommen haben, haben viel mehr machen können. Beim Festival der Regionen ist zum Beispiel dieses mal auch am Stadtrand gespielt worden. Da hat es schon eine sehr dichte, große Anzahl an kulturellen Ereignissen gegeben in diesem Jahr, wo jeden Tag etwas los war, vielleicht sogar schon ein bisschen zu viel, weil die Leute das eher in einem kleineren Kreis konsumieren konnten und nicht in einem großen Megaplexmäßigen, was ich aber sehr sympathisch von der Programmierung her gefunden habe. Also da ist man durchaus ein bisschen bei der Stadt geblieben und hat schon versucht, neue Inhalte zuzulassen. Vielleicht war der Apparat trotzdem ein bisschen zu kontrolliert und zu schwermütig, obwohl viele kleine, nette Sachen gemacht worden sind und auch ein paar große im Theaterbereich angerissen wurden. Aber es war, glaube ich, von der Administration für beide Seiten, sowohl für die Arbeitgeber wie die Arbeitnehmer, oder die Kulturgeld-Ausschütter und die Empfänger, ein zäher Prozess, was durchaus personalpolitisch zu sehen ist. Hätte es jemand anderer gemacht, hätte es wieder anders ausgesehen, aber da kann man es nie jedem recht machen. Das ist immer so. Wo Geld ausgegeben wird, gibt es teilweise dann auch einmal Schwierigkeiten. Das bleibt dann natürlich am Apparat selber und an der Leitung hängen, an der Führung, das wird extern eingelagert, egal ob es in Graz oder in Linz war. Dort war es, glaube ich, Wolfgang Lorenz, hier war es Martin Heller. Die machen gewisse Dinge gut und andere sind vielleicht nicht so einfach, aber das gibt es überall. Ich meine, irgendwie muss man mit dem umgehen. Das ist jetzt nicht besser und nicht schlechter irgendwo anders gelaufen, glaube ich.

Ich habe drei Fragen an dich, die mit strukturellen Gegebenheiten des Kunst- und Kulturfeldes in Linz zu tun haben. Die erste Frage ist schwierig. Wie schätzt du den Stellenwert von Hochkultur – Subkultur – Volkskultur in Linz ein?

Luis Wohlmuther: Ich glaube, dass die Stadtväter und Landesväter gerne sehr viel Hochkultur und sehr viel Volkskultur haben wollen und fördern. Auch in der Ausbildung höre ich immer wieder, dass es eine sehr gute musikalische Ausbildung gibt, schon von Kinderschuhen an und dann bis zum Brucknerkonservatorium. Da wird richtig – auch vom Land Oberösterreich, über das Land gesteuert – gut ausgebildet, was ich eigentlich super finde. Das gibt es in einem anderen Bundesland nicht so. Diese Musiker und Musikerinnen kommen und gehen direkt in die Volkskultur und in die Hochkultur, vielleicht ein paar im Pop oder irgendwo anders hin, aber wie gesagt, da gibt es ein gutes technisches Level und ein Ausbildungslevel. Bei der Subkultur, da spielt man auch mit, aber ist ein bisschen verschlossener und schaut, dass da jetzt nicht immer … da hat man ein bisschen Ängste, kommt mir vor, die man eigentlich gar nicht haben bräuchte, weil die Subkultur besteht aus vielen Leuten aus den Kunstuniversitätsumfeldern oder Leuten, die als Autodidakten daherkommen und einfach das mögen, was sie tun und sich da ein Plätzchen sehen. Das ist eben in Linz im Verhältnis zu anderen Städten möglich, dass man sich einen Platz sucht und dass man da etwas tut, was eher autonom ist, irgendwie selber etwas anreißt. Das funktioniert, das hat seine Tradition, vielleicht auch, weil die Leute do-it-yourself-mäßig gewachsen sind die letzten 20 bis 30 Jahre und immer gesagt haben, wir müssen selber etwas tun. Das schätze ich an Oberösterreich und an Linz. Die sagen immer, probieren wir einmal, bevor wir irgendwie nur schauen, ob die Förderungen kommen oder nicht. Dann wächst das halt und man versucht, von einer kleinen Zelle in eine größere zu wachsen. Irgendwo ist das Zellenwachstum schon von den Förderungen immer sehr gebremst, oder wird dann der Wattebausch aufgezogen, weil man sagt, mehr Geld gibt es nicht. Das heißt, im Verhältnis wird wahrscheinlich relativ wenig Geld für Subkultur ausgegeben im Vergleich zur Volkskultur oder für Mainstream oder für Hochkultur. Was wieder damit zu tun hat, dass man bei der Hochkultur halt wirklich offiziell Alle zahlen oder anstellen muss. Bei der Volkskultur kannst du meiner Meinung nach auch viel über Vereine machen. Ich meine, da sind wir jetzt wahrscheinlich gar nicht in Linz, sondern beim Land Oberösterreich. Da gibt es halt Österreichspezifisch einfach ein Vereinswesen, das traditionell über 100 Jahre gewachsen ist und wo man sich gar nicht traut, zu sagen, die fördere ich jetzt nicht. Das ist ein Geben und Nehmen, dass auch etwas mit dem Politischen zu tun hat und wahrscheinlich auch Wähler betrifft, weshalb die Landesväter und Stadtväter das gewähren und brauchen, um eine Legitimation für ihre Wahlen zu haben. Bei der Subkultur, da weiß ich nicht so recht. Die lässt man ein bisschen und dann kommen sie entweder selber durch, gehen weg oder gehen eh wieder in andere Bereiche. Das heißt, man bleibt relativ am selben Level von den Förderungen. Wahrscheinlich ist auch nicht genug Umschichtung möglich, wo man sagt, ich würde viel mehr Geld in die Subkultur stecken, hätte ich irgendwie die Möglichkeit, das zu beeinflussen, weil da sind die Leute selbst organisiert und schauen wirklich, was sich machen lässt.

Wenn du einzelne künstlerische Disziplinen wie Malerei und Grafik, Tanz, Theater, Musik, Literatur, Film, Fotografie usw. betrachtest: Wo würdest du meinen, wäre in der Stadt noch besonderes Entwicklungspotenzial vorhanden?

Luis Wohlmuther: Ich glaube dadurch, dass es eine Kunstuniversitätsausbildung und eine FH Hagenberg gibt, ist im Medienbereich und im Filmbereich viel Potenzial da. Auch dadurch, dass die Medien viel billiger werden in einer hohen Qualität. Im Filmbereich und im Medienbereich sind einfach auch viele Leute, die selbst programmieren können, die sehr schnell reagieren können, die Spezialisten sind in den verschiedenen Genres. Da ist sicher großes Potenzial da. Ich merke oft, dass im Designbereich eigentlich Leute gern hätten, dass wir mehr Positionierung haben oder das ernster genommen werden als bisher. Die Designer und Designerinnen, die es gibt, müssen sich halt in der Wirtschaft schnell selbständig machen, egal ob da oder wo anders und dann direkt an die Wirtschaft und an die Industrie verkaufen, als Cluster tut sich da ja nicht so viel. Wo ein sehr großes Potenzial da ist, dass sich in der Architektur sehr viel tut die letzten 10 bis 15 Jahre. Sehr viele engagierte Leute sind da, die anschieben. Was vielleicht vor 20 oder 25 Jahren Graz war, ist jetzt in Linz oder in Oberösterreich viel los in der Architekturszene, zumindest vom theoretischen Bereich, wo jemand versucht, da etwas auszuloten und städtebaulich mitzureden, oder auf einem europäischen Level, was neue Bauten betrifft, irgendwie einzuladen. Das wären die Bereiche, die ich sehe.

Und wenn man sich von Disziplinen wegbewegt und mehr in Richtung kulturelle Themenschwerpunkte geht. Welche Themen mit Kunst- und Kulturbezug werden zukünftig die größten Herausforderungen für die Stadt darstellen?

Luis Wohlmuther: Da sind sicher einmal die Tabakwerke. Da ist die Zukunft der neuen Medien. Wie geht man um mit den ganzen Neuen Medien und der Vernetzung mit neuen Bereichen? Wie positioniere ich Neue Medien überhaupt? Weil ich glaube, dass da sehr viel passiert ist, dass viel schon anwendbar ist, was früher quasi bei der Ars Electronica oder überhaupt in dem ganzen Ars-Bereich als neu angesehen worden ist, aber heute schon als Produkt am internationalen Markt ist. Schauen wir uns nur iPhones, Smartphones, Joysticks bei Playstations oder Haushaltshilfen im Robotikbereich in Japan an. Wie kann man so etwas positionieren? Was sind denn da die Neuigkeiten? Wie kann man das wieder neu erfinden? Und auch über Architektur würde ich nach wie vor … ich glaube, architektonisch ist in Linz auch ein bisschen zu breit gestreut und man traut sich nicht wirklich, einen Punkt zu setzen. Man tut schon noch gerne ein bisschen nivellieren oder schauen, dass es irgendwie so passt und dass man auch wirtschaftlich arbeitet. Das ist irgendwie im Wohnbau oder in verschiedensten Sachen so, finde ich, dass da zu wenig an Qualität zugelassen wird, was vielleicht schon möglich wäre. Eben auch wieder in dieser medialen oder künstlerischen Entwicklung. Wenn man auf so einem hohen Level spielen will wie in dieser Mediengeschichte, muss man mit verschiedenen Architekten usw. etwas Neues schaffen. Ich glaube, da kann man sich mehr trauen und die jüngere Generation der Architektinnen und Architekten mitreden lassen und von der Stadtentwicklung und architektonisch gesehen sich neu positionieren.

Zu den Themenbereichen. Zuerst zu den Arbeitsbedingungen, Arbeitsverhältnissen und zur sozialen Lage. Wenn du dein näheres kulturelles bzw. künstlerisches Umfeld betrachtest: Welche Arbeitsverhältnisse (Vollzeit, Teilzeit, Freie Dienstverträge, …) dominieren da?

Luis Wohlmuther: Sicher freie Dienstverhältnisse bis Kleinstunternehmer und -unternehmerinnen, die halt irgendwie aus dieser Kulturwirtschaft heraus kommen. Durchaus prekäre Arbeitsverhältnisse, sage ich jetzt einmal.

Und die Arbeitsbedingungen, unter denen du arbeitest, wie würdest du die beschreiben?

Luis Wohlmuther: Im Prinzip muss es beim Film immer sehr schnell und flexibel gehen. Ich glaube, ich bin jemand, der an drei oder vier Arbeitsplätzen gleichzeitig arbeitet und relativ rasch reagieren kann auf das was arbeitsmäßig ansteht. Das ist vom Umsatz her relativ ok, aber wenn man das Verhältnis dann ausrechnet im Gegensatz zu einem Angestelltenverhältnis, dann sind solche freie Tätigkeiten doch immer sehr unabgesichert und riskant. Man darf z. B. nicht nachdenken, was wäre, wenn ich jetzt eine längere Zeit lang krank wäre.

Inwieweit denkst du, sind diese Arbeitsbedingungen typisch für den Kunst- und Kulturbereich in Linz?

Luis Wohlmuther: Ich glaube, das ist jetzt nichts Typisches, das nur in Linz passiert, das ist überhaupt sehr viel bei den ganzen kreativen und freien Kunst- und Kulturschaffenden. Ich glaube, das ist Österreichweit oder Europaweit wahrscheinlich noch viel schlechter als in Linz.

Die Diskussion läuft dann sehr schnell darauf hinaus, wenn es um Maßnahmen geht, dass man bei der KünstlerInnensozialversicherung landet, also Sachen, die auf einer übergeordneten, politischen Ebene sind. Welche Maßnahmen könnte die Stadt Linz setzen, um die Arbeitsbedingungen und die soziale Lage für Kunst- und Kulturschaffende zu verbessern?

Luis Wohlmuther: Es geht da generell in diesem Bereich um Miniunternehmen und Kleinstunternehmern. Es gibt in der Wirtschaft ja immer weniger Arbeitsplätze und deshalb sollen eben als Rezept immer mehr Einzel und Kleinstunternehmen entstehen. Darum versuchen sie ja auch alle, dass sie Jungunternehmer werden oder irgendwie Kleinstunternehmer werden. Das heißt, da gibt es durchaus Schnittstellen, das kann ein kleines Grafikbüro sein, ein Künstler, ein Bildhauer oder ein Webdesigner. Da ist es meistens so, dass die halt alleine verantwortlich sind und dass die sich alles selber einzahlen. Ich glaube, man müsste in Wirklichkeit politisch, was teilweise anfängt bei der SVA, ganz anders reagieren. Man müsste sagen: „Seht her, liebe Leute, es gibt …“ Ich glaube auch, dass man mit der Steuerprogression ein großes Problem hat. In Wirklichkeit sind so Miniunternehmen oder Minibetriebe ein großes Thema, da müsste ich irgendeine Freigrenze gewähren, an der sie normal verdienen können. Dann ist auch ein großes Manko, schnell beraten zu werden, wie wird man heute Kleinstunternehmer und wie kann ich das auf einem niedrigeren Level administrieren? Wie kann der oder die auf einem normaleren, schnelleren Level arbeiten, egal ob ich jetzt dieses kleine „Missing Link“ aufmache oder ob man Kleinstunternehmer ist? Es ist für viele Leute schwierig, das erste Mal das anzufangen und man könnte sagen, es gibt eine Steuerfreigrenze für alle Leute, die 50, 60, 70.000 Euro Umsatz haben und nicht für jene mit 30.000. Aber nicht so wie in Irland, wo sie gesagt haben, alle Kunst- und Kulturschaffenden dürfen das machen. Ich glaube, inzwischen sind sie auf 300.000 steuerfrei runter gefahren. Früher haben sie einfach gesagt, weil sie alle Kulturleute haben wollten, die sind einfach steuerfrei. Was natürlich dann auch ausgeufert ist, wo Leute wie U2 einfach 50, 70, 80 Millionen Euro gebunkert haben und keine Steuern gezahlt haben, was auch nicht ok ist. Inzwischen sind sie, glaube ich, wirklich wieder auf einem Level von 300.000 Euro, wo die noch immer steuerfrei agieren können und dadurch sind sehr viele Personen aus europäischen Ländern auf einmal Irländer geworden und haben gesagt, da kann ich das erste Mal vielleicht so viel ansparen, dass ich mir auch irgendwann eine Wohnung kaufen kann oder dass ich vielleicht auch irgendwann einmal ganz normal in den Urlaub fahren kann und dass mir auch ein bisschen etwas bleibt von dem. Alle Kleinstunternehmen, die einen Umsatz bis zu 100.000 Euro haben, zahlen eigentlich bei uns sehr viele Abgaben für die Sozialversicherung und Finanz. Da bist du dann sofort wieder bei den 50 Prozent und dann bleibt dir wieder nichts. Du kannst heute 100.000 Euro umsetzen und es bleiben dir vielleicht 25.000, 30.000 Euro und du hast aber das Problem, dass du ständig am gleichen Umsatzlevel bleiben oder wachsen musst um die Kosten zu bedienen. Und wenn du dann einmal krank bist oder irgendetwas, dann bist du selbst Notstandsempfänger, obwohl das vorher alles gut ausgesehen hat.

Da kann die Stadt also relativ wenig tun, außer beraten, höchstens Forderungen stellen an die Bundespolitik, oder?

Luis Wohlmuther: Na ja, nicht nur auf die Unternehmensgründung schauen, sondern wie man auch einfach und schnell … also ich glaube, es könnte eine Schnittstelle geben. Was fehlt, ich sage einmal, das ist nicht nur eine Kultursache, ist, dass man irgendwie vielleicht wo andockt und sagt, es wird einem geholfen bei den bürokratischen Geschichten oder wenn ich ein EU-Ansuchen ausfülle oder ein Ansuchen an die Stadt Linz oder an den Bund oder an das Land. Wie gehe ich da vor? Wie mache ich das? Das ist für viele Leute gar nicht so einfach, weil es an den Universitäten nicht angeboten wird, oder nicht wirklich gesagt wird, wie der Weg ist. Man kann dann relativ frech und formlos schreiben oder irgendwie so und so eine Kalkulation abgeben. Es gibt auch Download-Formulare, so macht man das bei der Stadt. Da musst du halt irgendetwas eintragen: Wie viel wollen sie, für welches Genre? Es ist eigentlich nicht so schwierig, wenn man es sich einmal traut. Das ist eigentlich dort relativ gut eingerichtet, aber diese Schwellenängste sind trotzdem da oder für so Kleinstunternehmer müsste das einfacher sein. Es traut sich fast keiner, die sagen: „Oh mein Gott, jetzt muss ich beim Finanzamt eine Steuernummer holen, was heißt denn das, was ist denn das?“ Da haben wir alle Angst. Da kommt dann eh schon bald der Exekutor, wenn ich irgendetwas nicht eingezahlt habe oder was weiß ich. Sehr viele junge Leute sind schon zu mir gekommen und haben gefragt: „Wie tue ich denn das oder das?“ Dann sage ich, da kannst du zum Steuerberater gehen, ich kann dir das so erzählen und an der Universität erzählen sie dir das so. Da musst du halt durch, durch diesen Prozess. Das ist, wie wenn du das erste mal zum Studieren anfängst und nicht weißt, in welche Vorlesung du in Wien gehen kannst, weil 1.000 Leute auf dieselbe Vorlesung warten und es zu wenig Platz gibt.

Zweiter Themenbereich. Kunst im öffentlichen Raum, Kunst am Bau. Was fällt dir zum Thema „Kunst am Bau“ im Zusammenhang mit Linz ein?

Luis Wohlmuther: Ich finde, nach wie vor ist das überhaupt kein transparenter Prozess. Das gute Beispiel war für mich die letzten 15 Jahre immer Niederösterreich. Die haben immer gesagt, es müssen, weiß ich nicht, einige Prozent der Bausumme in Kunst am Bau gehen. Das heißt, jetzt nicht Kunst am Bau, dass dann irgendein Trumm von einem Bildhauer oder einem Maler stehen muss, sondern das man das einfach verwendet von der Bausumme in die Kunst- und Kulturrichtung. In allen anderen Bundesländern ist das sehr intransparent. Da gibt es eigentlich keine wirklichen Mechanismen, manche machen das, manche machen das nicht, manche laden da privat ein, weil es eine Nähe zur Stadt oder zu einem städtischen Unternehmen gibt. Dann schreibt man drei Private an oder zehn. Das ist kein leichter Prozess, obwohl dort zumindest größere Geldsummen im Spiel sind, wo Leute wirklich ein halbes Jahr oder ein Jahr davon leben könnten, wenn sie einen gescheiten Auftrag bekommen würden. Das ist nicht transparent gemacht in Oberösterreich. Ich habe vor 15 Jahren gesagt, beim Bahnhofsbau: „Warum nimmt man da nicht das Kunst- und Baugeld her, veranlagt es derweilen wie alle anderen in der Wirtschaft auch immer tun und lebt nur von den Zinsen, die ausgespielt werden und tut dann etwas mit den 200.000 oder 300.000 Euro im Jahr, was nur für diese Bahnhof gewesen wäre, statt dass ich irgendwann irgendwie etwas hinlege?“ Da ist durchaus Potenzial und Geld da, wo man etwas machen könnte.

Verbunden mit Kunst am Bau, vor allem in der neueren Diskussion, ist dann Kunst im öffentlichen Raum. Wie beurteilst du derzeitige Situation dazu in Linz?

Luis Wohlmuther: Ich sehe das eigentlich eh zusammen, Kunst am Bau ist für mich genauso Kunst im öffentlichen Raum. Ich meine nur, wenn ich sage Kunst am Bau, kann das ruhig auch vor dem Bahnhofsplatz sein, wo ich eigentlich ein kleines Festival um das Ding baue, das ich jedes Jahr oder jedes zweite Jahr neu mache, mit diesen Geldern. Ich glaube, dass es da Schnittstellen geben muss, dass eben nicht Kunst am Bau obsolet ist, sondern dass das sowieso Kunst im öffentlichen Raum oder Kunst am Bau und im öffentlichen Raum heißen müsste, also angedockt an den Bau, in diese Richtung. Ich sage, Kunst am Bau kann genauso eine mediale Bespielung innen und außen sein oder in den Raum raus wachsen, Kunst im öffentlichen Raum detto, kleine Oasen oder Freiräume geben, etwas zulassen. In Island ist das ganz normal, dass die Leute performen. Die bekommen von der Stadt dafür bezahlt, dass sie im Sommer performen und sich irgendwelchen Wahnsinn einfallen lassen und einfach dort in den Fußgängerzonen etwas entwickeln und das ausprobieren. So wie bei uns, wenn du in das Tanztheater gehst, da stehst du dann mitten in der Performance und die tun das einfach. Und du denkst dir auf einmal, was ist mit denen? Und dann merkst du, ok, dass ist eine eigene Performance. Damals war es so, ich weiß nicht, wie es jetzt ist, nach der Wirtschaftskrise, ob das noch immer so ist, aber die haben den performativen Geschichten einen Raum gegeben, den öffentlichen Raum.

In Linz ist das nicht der Fall. Wie bewertest du die Situation von Kunst im öffentlichen Raum in Linz?

Luis Wohlmuther: Die ist stark ausbaufähig, nicht nur in Linz, sondern das ist ein Österreichphänomen. Das ist, glaube ich, politisch gesteuert, dass du nichts mehr darfst im öffentlichen Raum und dass da alle Möbel weggenommen werden im städtischen Raum. Am besten, es gibt niemanden mehr, der auf der Wiese sitzt. Das ist vielleicht in Linz noch nicht so schlimm, weil auf der Donaulände darf man sich noch auf die Wiese setzen, aber du darfst nirgends mehr ein offenes Feuer machen. Also es wird schon mal von den sozialen Geschichten sehr eingeengt, die normal jeder Bürger oder jede Bürgerin als Bedürfnis hat, nämlich dass ich ins Grüne spazieren gehe und dort etwas grille und nicht jeder seinen eigenen Garten haben muss. Wenn man das zulässt … oder dass man halt einfach irgendwie … jetzt habe ich zum Beispiel wieder gesehen, da gibt es eine neue Anschüttung, da unten im Donauraum, wo sie ein bisschen vergrößern, wo sie merken, da gibt es ein Bedürfnis. Aber man darf sich eigentlich am Abend nicht hinsetzen, kein Student oder keine türkische Familie, und sagen: „Ich möchte mir da jetzt irgendwie etwas grillen.“ Nicht einmal mit einem Elektrogriller, glaube ich. Das ist dann schon viel zu viel für die Mitmenschen, für die anderen. Das finde ich eigentlich schade. Ich glaube, man müsste viel mehr Räume geben, aufmachen, die man multifunktional nützen darf, ohne dass man drei Mal die Feuerwehr um Genehmigung und zwei Mal die Polizei fragen muss.

Das ist die Forderung nach der Schaffung von öffentlichen und offenen Räumen im Stadtgebiet. Welche Maßnahmen könnte die Stadt Linz sonst noch setzen um diesen Bereich Kunst am Bau bzw. Kunst im öffentlichen Raum zu stärken?

Luis Wohlmuther: Wie gesagt, viel mehr Tools schaffen, die man benutzen kann. Die kann man durchaus von Architekten und Gestaltern mit überlegen lassen. Ich meine, das Museumsquartier ist vielleicht ein kleines Beispiel nur, aber das ist halt auch eingeblockt in irgendein Quartier, wo dann Möbel dort stehen, die nicht nur für die Beisl sind, sondern wo du dich auch ein bisschen hinlegen und vielleicht chillen und etwas tun kannst. Ich glaube, dass man da viele Möglichkeiten hat. Die Parkhotels von Andi Strauss, ich glaube in diese Richtung wird sehr viel gearbeitet international, aber europäisch auch, an Tools, die direkt in der Stadt funktionieren können und mit und für die Leute da sind, aber durchaus auch intelligente und kleine Tools. Das ist ja ein Thema in der Architektur generell, glaube ich, in den letzten zehn Jahren. Da kann viel mehr zugelassen werden und zu allen Themen. Zum Beispiel Wasser, ein Thema, wo wir in Linz noch immer nichts zulassen. Warum gibt es keine Hausboote? Wir schütten die Donau zu, aber es ist irrsinnig schwierig, eine Genehmigung von jemanden zu bekommen für ein ganz normales Haus oder Arbeitsboot oder irgendetwas. Jetzt ist die schwimmende Werkstatt gesunken, jetzt muss die Stadt Linz wahrscheinlich selber zahlen, die Bergung und die Entsorgung. Hätten wir in der Kulturhauptstadt eine Million oder eine dreiviertel Million in die Hand genommen und das herrichten lassen, hätten wahrscheinlich 20 Künstler, Künstlerinnen, Kulturschaffende eine neue Werkstatt gehabt, und vielleicht eine Bar und vielleicht zehn Schlafkojen da drinnen. Da ist schade um das Geld eigentlich, das da war.

Dritte und letzter Themenbereich. Leerstände, Zwischennutzungen. Inwieweit denkst du, dass Leerstände interessant für Kunst- und Kulturschaffende in Linz sind? Ist es überhaupt ein Thema oder gibt es eh genug?

Luis Wohlmuther: Leerstände, die benützt werden, nicht. Also es gibt genügend Leerstände, die nicht benützt werden.

Von öffentlicher Seite hört man oft, es gibt eh genügend freien Initiativraum.

Luis Wohlmuther: Das stimmt überhaupt nicht. Ich glaube eben, wie gesagt, die Tänzer, die Theaterleute, es gäbe sofort 20 bis 50 kleine Initiativen, die niederschwellig günstiges Angebot annehmen würden. Jede Woche fragen zwei oder drei Leute: „Ich möchte wieder ein kleines Atelier haben, ich bräuchte wieder einen Raum, wo ich schaffen kann, nur ich traue mich nicht, weil das kostet ja alles 300 oder 400 Euro, wenn ich einen Raum brauche.“ Niederschwelliges Angebot, wie gesagt. Es ist die Hälfte der Stadt leer, es gibt irre viel. Dadurch, dass das ganze „Little Frankfurt“ verbaut worden ist, da draußen am Bahnhof, ist das Zollamtsgebäude in der Stadtmitte frei, es ist nach wie vor am Hauptplatz die Kunstuniversität noch nicht eingezogen, es ist mitten in der Stadt mit den Tabakwerken, das ist zwar schon ein bisschen außerhalb, aber auch fußgängermäßig leicht erreichbar, eine riesige Halle, eine riesige Fabrik mit 84.000 Quadratmetern frei. Sie sollen nur zehn Prozent vielleicht zulassen, dass das gleich benützt werden kann, dann wäre das schon super. Ich rede jetzt nicht von Preisen von fünf Euro pro Quadratmeter sondern von 80 Cent bis 1,20 Euro derweilen, bis dass ein anderes Konzept da ist. Dann hast du da unten sofort ein Leben und du hast sofort etwas zu tun und es würden irrsinnig viele Leute sofort loslegen.

Du hast die Tänzer und Theaterleute genannt, auch Einzelpersonen auf der Suche nach Atelierflächen. Sind dir einige bekannt, kannst du die Suchbewegung noch näher beschreiben?

Luis Wohlmuther: Ich höre es ja immer nur von den Leuten an der Kunstuniversität und, auch von den Musikern natürlich, jeder sucht immer mal wieder Proberäume, jeder sucht immer mal wieder Zugänge. Das sind auch Leute, die einen kleinen Shop betreiben wollen und vielleicht ihre eigene Mode verkaufen wollen oder ihre Tools, die sie bauen, also Leute, die vielleicht noch nicht so weit sind und sofort ein Unternehmen gründen wollen, sondern das einmal in einer Testphase ausprobieren und dann schauen wollen, ob das geht und ob das funktioniert.

Und diese Suchbewegung? Es kann ja sein, man geht zur Stadt und da heißt es dann: „Das geht überhaupt nicht.“ Oder du gehst dort hin und dann schaust du dort hin und schaust dort hin, oder man weiß überhaupt nicht, wo man hinschauen soll. Wie erlebst du das in Linz?

Luis Wohlmuther: Ich glaube, die meisten trauen sich nicht einmal denken, weil das so geblockt oder noch immer zu ist, dass sie in den Tabakwerken etwas bekommen könnten oder dass man da irgendwie eine Forderung stellen könnte. Vielleicht ist das aber etwas, was mittlerweile so geworden ist oder wo die Politik so streng ist, dass das nach Außen relativ geschlossen aussieht. Da musst du halt zu irgendeinem Beamten gehen, der dir sagt: „Na ja, hast du etwas Großes, dann nehme ich das.“ Aber es ist nicht kundenfreundlich angelegt, dass da überhaupt etwas passieren darf bzw. glaube ich, die Stadt ist da noch überhaupt nicht durch, was sie mit den Tabakwerken machen wollen.

Abseits der Tabakfabrik. Eine andere Diskussion ist dann immer, die Stadt kann nichts tun, weil die leer stehenden Gebäude im Eigentum der BIG sind oder privat jemanden gehören. Kann die Stadt Linz überhaupt etwas tun? Welche Maßnahmen könnte die Stadt setzen, um die Nutzung von Leerständen zu erleichtern?

Luis Wohlmuther: Ganz ein kleines Beispiel. Ich war mit Time’s Up in einer kleinen irischen Stadt. Dort haben wir ausgestellt und dieser Kulturbeauftragte, also der Stadtkulturdirektor war gleichzeitig auch seine rechte Hand, das waren, glaube ich, zwei Leute für eine 40.000-Einwohner-Stadt, die haben irgendwann gemerkt, dass eh alle wegziehen und überhaupt die Häuser verfallen und es eigentlich schade um die Häuser ist. Die gehören dem Bund und der hat dann gesagt, wenn ihr das haben wollt, dann habt ihr es, macht, was ihr wollt damit. Der war sehr nett, ist selbst ein alter Haudegen, der aus der Kultur kommt und hat gesagt: „Na ja, das gebe ich den Künstlern und stelle ich denen zur Verfügung. Ich verlange ganz, ganz wenig Miete, dafür dürfen sie es sich selbst herrichten und dürfen etwas machen.“ Was passiert ist beim ersten Haus, da war es wirklich gleich einmal so, dass auf einmal alle Wirtschaftstreibenden den coolen Ort auch haben wollten. Das erste haben sie dann hergegeben, das ist aber dann noch mal übersiedelt in zwei oder drei andere Häuser und da hat es durchaus diese Mischnutzung gegeben, es waren Maler, es waren Grafikdesigner, es waren sehr viele Musiker, die auf einmal drei Häuser hatten, die es vorher nicht gegeben hat, weil sie verfallen wären. Die haben sie ihnen gegeben und wie dann dieser Hype auf einmal war, wollten die zweiten und dritten Häuser schon wieder Unternehmer übernehmen, aber da haben die dann gesagt: „Die bekommt ihr jetzt nicht zurück von mir, weil das habe ich den Künstlern gegeben und die haben sich das selbst hergerichtet und die können die jetzt behalten. Die haben das belebt und beatmet und ihr wolltet die Häuser nicht einmal haben, lasst ihnen die, bevor sie verfallen und ihr könnt euch ruhig gerne wo anders etwas mieten, macht es im Umfeld, da sind noch drei oder vier Häuser, die hergerichtet werden müssen.“ Die haben da den Riegel vorgelegt und nicht gesagt, jetzt wird es ein schickes Stadtviertel und wir schmeißen die da jetzt raus, sondern das ist am selben Preisniveau geblieben und haben durchaus bemerkt, dass das Geld, das die da selber rein gesteckt haben und die Arbeitsleistung etwas wert ist. Das ist ganz ein niederschwelliger Zugang zu verfallenen Häusern, die sonst eh nur weg gewesen wären und keine Nutzung gehabt hätten.

Wo die Stadt auf alle Fälle etwas machen kann, das ist die Tabakfabrik, weil die im Eigentum der Stadt steht. Du hast es schon vorher angesprochen. Was würdest du dir hinsichtlich des derzeit größten städtischen Leerstandes, der Linzer Tabakfabrik, wünschen?

Luis Wohlmuther: Ja, das ist eine große Chance, aber natürlich auch eine große Herausforderung. Ich weiß nicht genau den neuesten Stand. Also das wird ein bisschen zu zögerlich angegangen mit der Zwischennutzung, viel zu zögerlich. Es wird gewartet, es wird geredet, es wir zerredet. Nach wie vor sind da, glaube ich, die Ängste, die Linz speziell hat: Bekommen wir die noch raus? Das lasse ich auch nicht durchgehen. Das stimmt überhaupt nicht, dass man irgendjemanden nicht rausbekommen würde. Du hast heute wie überall mit irgendeinem Partner einen Mietvertrag und da steht drauf: „In drei Monaten kündbar.“ Dann hast du Bedingungen, wenn wir umbauen, dann müssen die irgendwie raus und fertig. Und dazwischen kostet das so und soviel. Ich verstehe das ganze Theater nicht, dass eigentlich in verschiedensten Dingen da immer gemacht wird. Da sitzen noch zwei Verwalter unten und zwei Hausmeister, die eigentlich eh nur arm sind und irgendwie das zu Tode administrieren und ein Problem haben mit allem, wenn man da rein geht, weil da müssen sie vielleicht die Türe aufsperren und dann muss der Brandschutzbeauftragte 66 Euro in der Stunde bekommen, wenn man da etwas machen will. Völlig ein überdimensionierter … also wie hat den die Kunstuniversität da getan? Die waren dort zehn Jahre eingemietet und jeder Student hat eine Karte gehabt und ist dort Tag und Nacht aus- und eingegangen, ohne Brandschutzbeauftragten, das ist ja auch gegangen. Und jetzt haben wir auf einmal das ganze Ding frei und du brauchst ich weiß nicht welche Zugänge und Beziehungen, dass du da eine Kleinigkeit machen darfst. Ich finde das jetzt echt noch weit weg von irgendwelchen schnellen Nutzungen oder dass das irgendwie eine Möglichkeit bietet für irgendjemanden, der jetzt niederschwellig da rein will.

In wie weit sollen Kunst und Kultur bei der zukünftigen Nutzung der Linzer Tabakfabrik denn überhaupt eine Rolle spielen? Ist es denkbar, dass es gar keine Rolle spielt?

Luis Wohlmuther: Ich glaube, dass sie ohne dem nicht auskommen. Ich meine jetzt, nicht nur Kunst und Kultur, sondern ich rede von einer wirklichen Mischnutzung von kleineren Kreativen. Ich glaube, es kann nur eine Mischnutzung von größeren Institutionen oder Firmen und kleineren geben, ob das jetzt Universitäten sind oder ob das irgendein Ding ist. Es wäre Platz genug für verschiedenste Nutzungen. Und Kunst und Kultur muss auf jeden Fall dabei sein, also eine Rolle spielen. Ich sage einmal, bei 84.000 Quadratmetern muss mindestens 10 bis 20 Prozent in die Richtung gewidmet sein, oder? Auch, um da etwas wachsen zu lassen. Wahrscheinlich gibt es auch Ideen, das generalplanmäßig auf großes Ding zu nutzen, aber ich meine, dann hätte man es wahrscheinlich Privaten auch geben und sagen können, man macht ein riesiges Hotel und eine Mischung aus dem und dem. Es ist auch nicht so einfach, so eine große Fläche in so einer mittleren Stadt wirklich zu bespielen und wirklich zu heben. Gibt es überhaupt so viele? Könnten wir jetzt nicht alle dort schon hineingehen? Und hast du dann wirklich alle untergebracht? Also es ist schon groß. Es ist größer als das Wiener Museumsquartier und die Stadt hat einfach zehn Mal weniger Einwohner als Wien. Also eine große Kiste. Darum glaube ich, muss es größere Player und kleine Player vereinen können, plus einer Infrastruktur, die dort unten auch pulsiert und irgendwie halt langsam … zum Beispiel am OK-Platz funktioniert das mit diesem Kunstquartier über Gastronomie und Verschiedenes. Das ist jetzt nicht der schönste Platz von der architektonischen Seite, aber es wird angenommen, dass über Kino, Kultur, Ursulinenhof, OK sich schon etwas tut und inzwischen atmet. Das ist schon ein Platz, der inzwischen von viel mehr Leuten frequentiert wird als früher.

Wir sind am Ende angelangt. Ist dir irgendetwas noch abgegangen? Willst du irgendetwas Wichtiges noch mitteilen?

Luis Wohlmuther: Nein, also eigentlich war es das im Prinzip.

Danke.

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