Monika Kreutler

Zu Ihrer Person. Geburtsjahr und Geburtsort?

Monika Kreutler: 1955 in Linz.

Sie wohnen in Linz?

Monika Kreutler: Ja.

Seit wann?

Monika Kreutler: Seit ich auf der Welt bin.

Welche kunst- und kulturbezogenen Aktivitäten und Funktionen üben Sie derzeit aus?

Monika Kreutler: Derzeit ist es so, dass ich im Verband der Heimat- und Trachtenvereine Linz und Umgebung die Schriftleitung innehabe. Das heißt, alle Schriftstücke, alles, was halt einfach ein Schriftführer zu tun hat, das läuft über mich. Es ist so, dass ich derzeit die Jugend, die im Verband der Heimat- und Trachtenvereine ein eigenes Referat ist, schriftlich mitbetreue, weil wir einfach momentan nicht so gut besetzt sind. Ich habe auch die Pressearbeit im Verband der Heimat- und Trachtenverein über und bin seit vorigem Jahr Mitglied im Linzer Stadtkulturbeirat. Das sind momentan meine Hauptfunktionen, die ich ehrenamtlich ausführe.

Wenn ihr Name aufscheint im Endbericht, was soll danach stehen? Ist es ok, wenn da steht: Vorstandsmitglied des Verbandes der Heimat- und Trachtenvereine in Linz und Umgebung und Mitglied des Stadtkulturbeirates, oder wollen Sie sonst noch irgendetwas Wichtiges dazu genannt haben?

Monika Kreutler: Nein, das passt so.

Der Verband der Heimat- und Trachtenvereine Linz und Umgebung ist 1947 gegründet worden, soweit ich informiert bin. Welche Zielgruppen werden denn durch die Arbeit des Verbandes besonders angesprochen Ihrer Meinung nach?

Monika Kreutler: Der Verband der Heimat- und Trachtenvereine ist ein Zusammenschluss mehrerer Vereine, Linz und Umgebung, wenn man das vielleicht kurz dazu sagen darf, erstreckt sich über das ganze Mühlviertel, rauf bis Neukirchen am Walde, bis nach Frankenburg am Hausruck, bis rein nach Kleinreifling. Es ist eigentlich sehr breit gefächert, dieses „Umgebung“. Als Zielgruppen sehe ich eigentlich die Vereine, die wir in dem Verband zusammengeschlossen haben. Es ist natürlich, ich sage das ganz offen, in einer Stadt wie Linz – da gilt das selbe für Wels und Steyr, also Großstädte – nicht mehr einfach, fast nicht mehr zeitgemäß, irgendwelche Ansprechpersonen zu finden. Das ist halt so. Da lässt du halt die Vereine, die es noch gibt, die leben so lange, bis niemand mehr da ist, der sie weiter führt. Und das ist halt jetzt gerade in diesen großen Städten die Zukunft. Ich sehe das einfach so, dass es in zehn Jahren in Linz vielleicht nur mehr einen einzigen Trachtenverein gibt. Da sind alle die drinnen, die irgendwo übrig geblieben sind und es wird sich diese Art von Kultur einfach auflösen. Das ist so, weil es eigentlich zu wenig Zielpublikum gibt, die das interessiert. Das interessiert keinen Jungen mehr, wo meine Großeltern herkommen, es interessiert keinen mehr, ob es einen Unterschied gibt zwischen Mühlviertlern, Innviertlern und Hausruckviertlern, zwischen Steyrern, die irgendwann einmal von der Steiermark nach Linz herauf gekommen sind wegen der Arbeit, irgendwelche Südtiroler, die von Südtirol ausgewandert sind, oder sonst irgendetwas. Ich sehe schon, dass das ein sterbender Kulturzweig ist, mit dem wir fertig werden müssen

Wie viele Vereine gibt es in Linz?

Monika Kreutler: In Linz haben wir elf Vereine, Volkstanzgruppen, Heimat- und Trachtenvereine, Landsmannschaften. Das ist jetzt momentan so, aber wie gesagt, in Linz sehe ich überhaupt, dass sich das in den nächsten Jahren sehr, sehr minimieren wird.

Auf welchen geografischen Wirkungsbereich zielt die Arbeit in erster Linie ab? Kann man das mit den aufgezählten Vereinen benennen, mit Linz-Umgebung, Mühlviertel, wie sie gesagt haben?

Monika Kreutler: So ist es, ja. Das „Umgebung“ ist sehr breit gefächert. Es ist auch so, dass jeder Verein autonom ist und selbst entscheiden kann, zu welchem Verband er geht. Wenn man sagt, da finde ich mich. Frankenburg hätte zum Beispiel durchaus die Möglichkeit gehabt, dazumals zum Verband Innviertel zu gehen, weil es ja eigentlich auch nahe ist oder zum Verband Wels, weil das ja auch eher in der Nähe ist. Aber die haben einfach gesagt, wir wollen dort hin und wir würden nie sagen: „Nein, du gehörst eigentlich zum Innviertler Verband.“ Wenn dann wer sagt, das will er da machen, dann ist das überhaupt kein Problem. Da gibt es keine starren Richtlinien und geografischen Abgrenzungen.

In welchen künstlerischen Disziplinen bzw. kulturellen Arbeitsfeldern ist der Verband oder sind die Vereine hauptsächlich tätig? Für mich hat das viel mit Bildung, mit Ausbildung zu tun, aber wenn ich von den künstlerischen Disziplinen ausgehe, dann ist das sehr viel mit Musik zum einen verbunden und mit Tanz zum anderen. Liege ich da richtig?

Monika Kreutler: Das ist richtig. Tanz in Form von Volkstanz, wo auch Schuhplatteln dazu gehört, das ist praktisch eines. Dann Musik, es ist auch sehr viel Volkslied, was gepflegt wird. Dann, so weit es geht, die Erhaltung der Tracht, dass man einfach zeigt – das kann durchaus erneuert werden – diese Vielfalt und die Regionen, von wo man ist. Und zum anderen haben wir vor zehn oder fünfzehn Jahren in etwa begonnen, unsere Mitglieder auf die neuen Medien hin zu schulen. Wir haben auch Schulungsräume, EDV-Schulungsräume, die wir angeboten haben, die wir noch immer anbieten können und auch machen. Wir gehen da schon mit den neuen Medien offen und freizügig um, muss man auch sagen. Es geht nicht nur um das Vergangene, sondern auch um das, was jetzt ist, mit einzubinden und zuzulassen, auch Neues zuzulassen. Ich sage einmal, Volks- und Brauchtum ist ja nicht nur das, was im Museum passiert, weil da haben wir eh die Museumsvereine, sondern einfach das leben und nach außen tragen, Tracht ist Tragen. Und ich trage das nach außen, von wo ich herkomme, was ich damit aussagen will. Ich will ja mit einer Goldhaubentracht auch etwas aussagen. Oder ich will mit einer Urfahranertracht etwas aussagen, ich will mit einer Ischlertracht etwas aussagen, also das nach außen kehren und vor allem zuzulassen. Es ist auch so, dass sich die Tracht irgendwo der Mode anpasst, der jetzigen Mode anpasst und das soll auch so sein, das finde ich total gut. Ich bin da ja sowieso ein bisschen eine Revoluzzerin in der ganzen Szene. Ich bekenne mich dazu, muss ich ganz ehrlich sagen, zu dem stehe ich, das ist für mich das, wo ich aufgewachsen bin, mit dem ich aufgewachsen bin und ich habe das einfach so mitbekommen und so gelernt.

Gibt es in Bezug auf die vorhandene räumliche und technische Infrastruktur aktuell einen Handlungsbedarf, d. h. den Wunsch nach quantitativer Erweiterung oder qualitativer Verbesserung?

Monika Kreutler: Grundsätzlich finde ich das Haus der Volkskultur gut, dass es gibt. Nur muss man überlegen, warum haben wir ein Haus der Volkskultur? Ein Haus der Volkskultur haben wir deswegen, weil wir im Landeskulturzentrum Ursulinenhof diese Art der Kultur nicht mehr wollen. Da steinigen mich auch wieder einige, aber ich stehe dazu. Für mich ist eigentlich das Haus der Volkskultur nichts anderes, jetzt gibt es da ein paar Räumlichkeiten von der Landesregierung, wo sie nicht wissen, wie sie es füllen sollen, also tun wir halt die da rein, weil im Ursulinenhof haben sie eh keinen Platz mehr, weil da will man sie eh nicht mehr. Und wir nehmen die Volkskultur, so schön es klingt, das Haus der Volkskultur, und verbannen das ganze von der Landstraße, was ja das Zentrum in Linz ist, irgendwo in einen Hinterhof. So sehe ich das. Absolut nicht schlecht, dass es das Haus gibt, nur ich habe halt ein Problem damit, wie das ganze zu Stande gekommen ist und auch habe ich ein Problem damit, dass man das ganze aus dem Landeskulturzentrum, das ja eigentlich das Wort schon sagt, das prägt die Kultur eines Landes, raus nimmt, das Landeskulturzentrum dem OK, das seine Berechtigung hat und das ich überhaupt nicht abstreiten will, eingliedert und systematisch diese Brauchtumsvereine … es geht ja nicht nur uns so, das ist der Blasmusikverband, das sind die Goldhauben, der Stelzhamerbund, das ist alles, das schnappen wir und tun wir da hinten hin. Kein Mensch weiß, wo die Promenade 33 ist, aber die Landstraße 31 hat ein jeder gekannt und dass dort die Kultur des Landes sich abspielt, das hat auch ein jeder gewusst. Und ich will nicht in Abrede stellen, dass es das gibt. Nur die Art, wie das ganze passiert ist, ist für mich nicht nachvollziehbar und für mich ist es absolut klar, dass das Landeskulturzentrum nicht mehr den Titel Landeskulturzentrum verdient. Zu dem stehe ich. Und wenn mich wer fragt, dann sage ich das. Ich weiß, dass das sehr, sehr hart ist und ich weiß auch, dass ich das vielleicht falsch sehe, aber ich glaube nicht. Weil ich weiß, wie stolz wir alle waren, wie das Landeskulturzentrum eröffnet wurde, wie es geheißen hat unter Ratzenböck, hier spielt es sich ab und es hat sich abgespielt da drinnen. Da war wirklich alles vertreten. Ganz egal, ob das jetzt da war oder irgendwo im Ausland, es hat jeder gewusst, was der Ursulinenhof ist und dass man dort hin muss. Wenn man heute sagt, wir sind im Haus der Volkskultur, dann weiß kein Mensch, was das ist. Und ich kann es auch gar nicht irgendwie präsentieren oder sonst irgendetwas, wie komme ich denn da her? Es ist ein Hinterhof, das ist so. Für mich ist das einfach ein Befüllen eines Hauses, wo die Landsregierung nicht mehr gewusst hat, was tue ich damit? Und damit halt die Berechtigung da ist, dann tun wir das Haus der Volkskultur hinein. Ganz einfach. Da wählen wir einen wunderschönen Titel, gibt überhaupt nichts, aber ich denke, das hätte im Ursulinenhof alles Platz gehabt und es hat Platz gehabt. Warum muss ich da jetzt eine Artothek machen oder sonst irgendetwas? Das sehe ich absolut nicht ein. Wir haben genug Museen in der Stadt Linz, wir haben genug andere Räumlichkeiten. Sollen auch sein, ist gut, dass wir sie haben. Aber warum nimmt man der Volkskultur das weg? Das ist ein großes Problem für mich.

Ist das eigentlich alles ehrenamtliche Arbeit?

Monika Kreutler: Alles ehrenamtlich. Es ist so, dass die meiste Arbeit zuhause am Abend statt findet, in der Nacht statt findet. Wenn irgendwelche Veranstaltungen sind, die sind am Wochenende. Es ist schon so, dass sehr viele Funktionäre von uns auch ihre berufliche Tätigkeit so einteilen, ausführen, dass man das Ehrenamt auch irgendwie hin bekommt. Es werden ja an und für sich diese Idealisten immer weniger, es ist auch nicht mehr von der Wirtschaft dieses Verständnis da. Ich weiß, ich habe mit 22 Jahren meine erste große Funktion in einem Verein übernommen. Da habe ich einen Chef gehabt, der war Feuer und Flamme für das, der hat mich unterstützt und wenn es wo zum Hingehen war, selbstverständlich hast du frei bekommen. Heute brauchst du nicht einmal irgendwo daran denken und sagen, ich bräuchte da etwas. Es geht sehr viel Urlaub drauf, es geht sehr viel Freizeit drauf und es geht auch sehr viel Geld drauf. Weil man das ganze einfach aufrechterhalten möchte.

Wie viele Personen würden Sie schätzen sind für den Verband und die elf in Linz ansässigen Vereine tätig, wenn man sich ein durchschnittliches Arbeitsmonat ansieht?

Monika Kreutler: Das wechselt sehr. Man muss rechnen, wir haben jetzt elf Vereine in Linz. Durchschnittlich zwei Leute in jedem Verein mindestens, wenn nicht mehr, die einfach für die Führungsarbeit, für die Hauptarbeit tätig sind. Das sind meistens so Zweier- oder Dreier-Teams, die das ganze managen. Ja und dann halt die Leute, die mitarbeiten. Wir haben zum Beispiel im Verbandsvorstand sechs oder sieben Leute, aber ich würde sagen, die arbeiten eigentlich jeden Tag irgendetwas auf, sei es nur, irgendwelche E-Mails beantworten, sonst irgendetwas, wieder irgendeinem Verein helfen, ein Fest vorbereiten oder Behördengänge oder sonst irgendetwas. Wir sind ja an und für sich die Servicestelle für diese Vereine. Du bist eigentlich täglich beschäftigt damit, aber alles, wie gesagt, in der Freizeit und am Abend.

Über die kulturelle Entwicklung, Situation und Zukunft von Linz. Kurzes Assoziationsspiel: Welche Begriffe fallen Ihnen ein, wenn Sie an „Kulturstadt Linz“ denken?

Monika Kreutler: Auf alle Fälle einmal das AEC. Das ist, glaube ich, das, wo Linz wirklich weltweit eine Bedeutung hat und auch das Lentos. Da fällt mir sehr viel ein. Das ist LinzFest. Wobei einfach auch für mich 1. Jänner, das Neujahrsschnalzen, dazu gehört. Das ist ja auch eine Veranstaltung eines unserer Vereine. Das ist für mich, weil ich eben aus diesem Verein komme … ich bin jetzt 55 Jahre und ich glaube 50 Jahre bin ich am 1. Jänner beim Landhaus gestanden, das ist einfach so. Es gibt nicht wirklich einen 1. Jänner, den man da versäumt hat. Das ist Linz09, auf alle Fälle. Man kann da jetzt denken, was man will, aber das ist eigentlich etwas, wo man sehr viel … also wir haben bei Linz09 Delegationen aus Belgien, aus Polen da gehabt, aus Italien, das hat schon Wellen geschlagen. Wobei für mich da auch der Linz Marathon dazu gehört. Das ist genauso Kultur, das wären jetzt so einmal ad hoc diese … das Brucknerhaus natürlich, ist ganz klar. Die Brucknerwochen, das ist einfach schon etwas, was dazu gehört. Das Schlossmuseum. Das sind Dinge, die mir wirklich ad hoc einfallen.

Wenn Sie die letzten zehn Jahre, also die Jahre 2000 bis 2010, betrachten: Was lief Ihrer Meinung nach besonders gut in der kulturellen Entwicklung der Stadt Linz?

Monika Kreutler: Was mir an und für sich schon wahnsinnig gut gefällt, die Zusammenarbeit der einzelnen Gruppen. Sie sind offener, es ist nicht mehr dieses „Wir sind wir und wir lassen die anderen nicht mehr herein.“ Ich habe das Gefühl, dass das schon sehr offen ist. Das aufeinander zugehen, auch das Multikulti, also wir haben sehr viele serbische Vereine, sehr viele bosnische Vereine, die aufeinander zugehen, die miteinander machen, die auch uns mit einbinden, wo wir da jetzt gerade am Anfang stehen, solche Kontakte zu knüpfen. Das Freie, das Offene und nicht mehr das Gegeneinander und was weiß ich. Ich sage jetzt einfach nur, Thomas Diesenreiter zum Beispiel, einen, der wahrscheinlich mit der Volkskultur überhaupt nichts am Hut hat, aber wir werden akzeptiert. Man akzeptiert sich gegenseitig und das ist eigentlich das, was wirklich in den letzten zehn Jahren passiert ist und was ich eigentlich sehr, sehr gut finde.

Gibt es irgendwelche kulturelle Entwicklungen der letzten zehn Jahre, mit denen Sie überhaupt nicht zufrieden sind?

Monika Kreutler: Ich bin eigentlich nicht so ein kritischer Mensch, ich bin da wie gesagt sehr offen und denke mir, dass Kultur nicht irgendein Mascherl oder sonst irgendetwas braucht und das darf nur das sein. Ich finde das schon sehr gut, wie es jetzt passiert. Was mir absolut nicht gefällt und wo ich sicher noch irgendwo kämpfen werde, ist, dass man – und ich muss jetzt wieder von den Trachtenvereinen her reden – versucht hat, die Trachtenvereine in den Volkshäusern als Vereinssitz unterzubringen. Was ja nichts Negatives ist. Das Negative daran ist aber, dass man ab 22 Uhr den doppelten Tarif bezahlen muss. Das heißt, wir haben jetzt etliche Vereine, die in den Volkshäusern ihren Vereinssitz haben, sie müssen aber um zehn am Abend heim gehen, weil sonst müssen sie ja das Doppelte zahlen. Wenn ich heute einmal das länger ausnütze, dann komme ich schon dahin, dass ich eigentlich mehr als die Subvention, die ich von der Stadt Linz erhalte, wieder nur an Mieten der Stadt Linz zurückzahle. Das ist für mich einfach ein No-Go und da muss gearbeitet werden daran und da kämpfe ich und da bin nicht ich alleine. Das geht auch politischen Vereinen so. Ich weiß zum Beispiel von etlichen ÖVP-Vereinen, denen das so geht. Das weiß ich nur deswegen, weil wir da ein bisschen Kontakt haben, wobei man nicht irgendwie sagt, dass die Trachtenvereine jetzt ins Politische hinein gehen, aber mit denen kämpfe ich halt auch gemeinsam, weil ich da irgendwie einen Verbündeten gefunden habe, das muss ich ganz ehrlich sagen. Und das ist eigentlich das, wo man sagt, da muss man schon ein bisschen … Ich kann nicht auf der einen Seite geben, dass zumindest ein bisschen ein Vereinsleben aufrecht erhalten wird und auf der anderen Seite nehme ich aber mehr, als ich gebe. Das ist in den letzten zehn Jahren sehr, sehr gravierend geworden. Was mir noch einfällt, was absolut für mich bekämpft gehört, ist diese Wirtshauskultur, die wir in Linz haben, wo ich einfach sage, ich habe kein Wirtshaus mehr, wo ich mich gemütlich zusammen setzen kann, wo ich unter Umständen einmal eine Ziehharmonika herausnehmen und einfach spielen kann, wo die Leute mit mir singen, wo ich tanzen kann, weil ich einfach keinen Platz mehr habe dazu. Das sind einfach Sachen, die sterben aus. Das ist weg. Ich habe einen Italiener, ich habe einen Griechen, ich habe einen Taiwanesen, ich habe einen Chinesen, das ist alles super, da gibt es überhaupt nichts, nur unsere eigene Wirtshauskultur, die treten wir in Linz sehr, sehr, sehr mit Füßen. Das ist für mich schon etwas, was ich in letzter Zeit feststellen muss. Und ich bin viel unterwegs in den Wirtshäusern, sage ich jetzt einmal. Es gibt liebe, gute, urige Wirtshäuser, nur wie gesagt, ein Vereinsleben, eine Gesellschaft aufzubauen, das geht einfach nirgends mehr.

Obwohl die Gasthäuser mittlerweile von der Stadt schon aufgekauft werden …

Monika Kreutler: Ja, sicher werden sie aufgekauft, ist überhaupt keine Frage, finde ich auch gut. Nur baue ich sie dann so um, dass ich dann das wieder nicht mehr tun kann drinnen. Und genau um das geht es. Ich finde es toll, dass das Volkshaus Kleinmünchen, dass der Kleinmünchnerhof gekauft worden ist, da gibt es überhaupt nichts. Nur ich kann dort nichts tun als Verein, dann zahle ich ja wieder, ich zahle für alles dann da drinnen. Und das kann nicht der Sinn und Zweck sein. Ich will einen richtigen Wirt haben, da gehe ich rein, da sage ich: „Pass auf, wir machen heute unsere Volkstänze da herinnen, weil wir sie üben oder sonst irgendetwas.“ Es geht nirgends mehr. Es gibt keinen Saal mehr, es gibt nichts mehr. Und das ist eben das, wo ich sagen muss, was mir sehr abgeht. Man lässt eigentlich das Urtypische von uns nicht mehr zu. Wenn ich heute sage, Line Dancing, da kann ich überall hingehen. Da finde ich schnell einen Platz, aber wo kann ich heute einen Landler tanzen? Das einzige, was mir wirklich ad hoc einfällt, ist das Gasthaus Seimayr draußen, aber dann sind wir fertig, nämlich wo es zum verträglichen Maß an finanziellen Auswirkungen für einen Verein ist. Das sind ja sowieso alles nur Gelder, welche die Vereinsmitglieder irgendwie da reinbuttern, das ist ja das nächste.

Eine Frage zu Linz und drei Kulturbereichen. Wie schätzen Sie den Stellenwert von Volkskultur in Linz ein? Und wie den der Hochkultur und den der Alternativ- oder Subkultur?

Monika Kreutler: Volkskultur in Linz ist meiner Meinung nach Maibaum, Christbaum und dann sind wir fertig. Das ist das, was sich die Linzer unter Volkskultur vorstellen. Das ist es. Hochkultur, Brucknerfest etc., also da fällt das rein. Ich finde, wenn man das vielleicht prozentuell sagen soll, Hochkultur 30 Prozent, 60 Prozent für die Alternativkultur, und nein, 10 Prozent bleiben nicht mehr für die Volkskultur. Volkskultur ist ein Prozent. Das andere ist irgendetwas Sonstiges. Also so würde ich das sehen. Wobei das ist nicht unbedingt negativ ist. Aber Volkskultur in Linz sind, wie gesagt, zwei Sachen: Christbaum und Maibaum, eventuell der Urfahrmarkt noch, wobei der Urfahrmarkt für mich nicht Volkskultur ist, aber die Masse der Menschen tun das halt in diesen Topf rein. Die Projekte der Volkskultur wären ja nicht schlecht, aber wenn ich 100.000 Folder an die eigenen Gruppen ausschicke und ich finde es in keiner Straßenbahn oder sonst irgendwo oder in einer Zeitung oder irgendwo drinnen, dann spreche ich schon wieder die falschen Leute an, weil ich bekomme diesen Folder jetzt, glaube ich, schon zum zwanzigsten Mal. Das ist eh alles recht gut und schön, nur ist das die falsche Zielgruppe und da schütte ich das falsch aus. Da muss ich ganz in eine andere Richtung gehen. Da muss es in die KUPF, da muss ich es dort irgendwo raus bringen. Und sie wären bereit, das aufzunehmen, man muss ihnen das nur richtig präsentieren. Das muss woanders hingehen, weil ich finde halt, gerade was mit Volkskultur zu tun hat, das ist eine Inzucht, da gehen wir nicht raus, da lassen wir niemanden rein und da gehen wir nicht hinaus: Wir sind wir. Das muss beim Land oben anfangen, das muss sich öffnen. Da muss man viel, viel mehr tun. Und es gibt die Möglichkeiten. Wie gesagt, wir als Regionalverband können gar nichts tun, weil wir da einfach zu schwach sind. Du bringst vielleicht ein oder zwei Leute irgendwo unter, aber dann sind wir schon wieder fertig.

Beschreiben Sie bitte Ihr Resümee von Linz09 anhand von drei Punkten. Was war Linz09 für Sie?

Monika Kreutler: Linz09 war für mich persönlich riesengroß angekündigt, und hat nicht wirklich dann das gehalten, was angekündigt worden ist. Wahnsinnig viel Geld wurde rausgeschmissen und das war es. Für den Verband war das so, dass wir da auch im Vorfeld schon seitens der Stadt und der Landeskulturdirektion eingeladen wurden, Projekte abzugeben. Wir haben uns hingesetzt, haben das wirklich ausgearbeitet und hätten da wirklich Projekte gehabt, die mit dem AEC zu machen gewesen wären. Wir wurden nicht gehört, wie es halt jedem gegangen ist in der Stadt Linz, ganz egal wer, das waren nicht nur wir alleine. Das haben wir dann nachher erfahren, nicht nur wir alleine, die da wirklich total abgeblitzt sind. Es war bis Mitte des Jahres, muss ich sagen, eine ganz eine negative Angelegenheit. Es hat dann so Projekte wie das Brauhaus gegeben, das dann irgendwo aus Verlegenheit, meiner Meinung nach, entstanden ist. Das hat es ja vorher nicht gegeben. Was ich auch ganz toll gefunden habe, es war ein wunderbares Projekt. Was ich negativ gefunden habe, war, dass man einfach wieder die Linzer Vereine nicht mitmachen hat lassen, sondern von außen jemanden reingeholt hat. Und sei das nur von Altenberg oder von Ansfelden oder sonst irgendetwas. Wir hätten sicher das Potenzial auch in Linz gehabt und genau das ist es, was ich dann einfach total verurteile. Wobei mit Ulrich Fuchs das Verhältnis dann ja sehr, sehr gut geworden ist im Laufe des Jahres, weil wir dann doch einige Projekte auch besucht haben, weil wir gesagt haben, ok, das gibt es in Linz und da machen wir mit, so wie „Holz und Blech“ oder eben auch das Brauhaus. Da ist dann doch einmal von Ulrich Fuchs die Aussage gekommen: „Wir haben die Volkskultur zu wenig gehört und gesehen.“ Und das ist das, wo wir dann nichts mehr gehabt haben davon, aber doch alles dann positiv und auch übrig geblieben ist. Linz09 war an und für sich ein Höhenrausch, ist klar, das war ein Tiefenrausch, ja auch recht. Es war gut für Linz, weil es einfach viele Besucher her gebracht hat, Linz ist bekannt geworden. Nur die Nachhaltigkeit, die immer gerufen wurde, ist auch nicht da. Das war halt einfach und Aus und Ende. Und die Aussage ganz am Anfang, in Linz passiert uns das nicht so wie in Graz, war zwar sehr schön, die haben wir zwar gehört, aber es ist genau das selbe passiert wie in Graz. Man hat eigentlich die Linzer nicht mit eingebunden. Da ist dir halt irgendetwas vorgesetzt worden und das besuchst du oder besuchst du nicht und das war es. Ich denke mir, die ganzen Projekte hätten wir billiger auch haben können und wäre vielleicht nachhaltiger gewesen. Wir hätten zum Beispiel ein Projekt gehabt, das wir eingereicht hätten, das wäre ein Sonnwendfeuer im Donauraum mit verschiedenen Gruppen, verschiedenen Partnerstädten der Stadt Linz gewesen, in Zusammenarbeit mit dem AEC, wobei wir das Lentos als überdimensionalen Bildschirm benutzen wollten, vom AEC da raufprojizieren wollten, wobei das noch ausgearbeitet werden hätte sollen. Es wurde uns nicht einmal eine Sekunde geschenkt, dass wir sagen, wir möchten ein Projekt gemeinsam machen. Wie gesagt, wir hätten schon ein Schiff gehabt, aber dann die Aussage, dass das schon sehr nazistisch ist, ein Sonnwendfeuer abzubrennen, das hat sehr, sehr, sehr weh getan. Das sind eben Sachen, die dir dann irgendwo ein bisschen den Wind aus den Segeln nehmen. Und du machst ja das Ganze wirklich ehrenamtlich und in deiner Freizeit und dann bist du gar nichts. Das war schon etwas, wo dazumal sehr viele unserer Leute gesagt haben, wenn sie uns da nicht hören, warum sollen wir dann überhaupt noch etwas für Linz tun? Aber gut.

Wenn Sie einzelne künstlerische Disziplinen wie Malerei und Grafik, Tanz, Theater, Musik, Literatur, Film, Fotografie usw. betrachten: Wo würden Sie meinen, wäre in der Stadt noch besonderes Entwicklungspotenzial vorhanden?

Monika Kreutler: Wo ich eigentlich ein bisschen einen Nachholbedarf sehe, ist der künstlerische Tanz, wobei ich da eher in die Richtung Ballett denke. Das geht mir sehr, sehr ab in Linz. Wir haben zwar etliche Ballettschulen, wenn ich aber da rein sehe, dann habe ich kein klassisches Ballett mehr drinnen. Da habe ich Hip-Hop, da habe ich alles möglich drinnen. Super, das gehört dazu, Musical, ist alles recht und schön, aber mir geht halt einfach dieses klassische ab. Warum ich das so direkt sagen kann, weil ich einen sehr großen Bezug habe dazu. Meine Schwester ist an der 1. Linzer Ballettschule Lehrerin, hat dort als kleines Kind angefangen, hat dann Balletttanz und Bühnentanz studiert, ist jetzt dort Lehrerin und es wird nicht einmal mehr von den Eltern gewünscht, das Kind dort hinzuführen. Das ist eigentlich das, muss ich sagen, was ich so schade finde. Da müssten wir schon wirklich ein bisschen eine Aufklärungsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit betreiben, weil es schadet den Kindern absolut nicht – auch wenn sie es dann nicht ausführen. Aber es gibt ihnen Bewegung, es gibt ihnen Disziplin, einfach auf den Lebensweg etwas mit, den anderen zu achten, zu schätzen, das ist einfach etwas, wo soviel mitgeht in diesem klassischen Ballett, weil ich halt schauen muss, was macht mein Nachbar, was macht mein Vorderer, bin ich gleich usw. Diese Sachen, da ist eine Ruhe hinter der Bühne und jetzt kommt der Auftritt und die Konzentration, das fehlt einfach. Da muss ich sagen, da sehe ich schon sehr, sehr viel Nachholbedarf. Die Frau Professor Wilk wird das nicht mehr recht lange machen, weil die ist ja schon fast 80 Jahre alt. Es gibt dann dieses Reiman-Institut, die halt auch irgendwo alleine auf weiter Flur kämpfen. Sie stehen einfach alleine da, muss ich sagen. Und das ist schade und es gibt auch keine Lobby von der Stadt Linz oder sonst irgendetwas, weil wenn man denkt, dass ein Kulturverantwortlicher sagt: „Nein, brauchen wir das?“ Dann denke ich mir, da fehlt es irgendwo. Das wäre für mich eigentlich das, was mir jetzt wirklich in Linz abgeht. Es gibt alles, wunderschön, laut und modern, soll es eh, hat ein jeder seine Berechtigung, nur wie gesagt, das sind einfach Sachen, ein wenig das Konservative, das fehlt einfach ein bisschen.

Das klassische Ballett kommt vielleicht wieder. Es gibt ja einen Oscarprämierten Film dazu. Welche drei thematischen Schwerpunkte mit Kunst- und Kulturbezug werden zukünftig die größten Herausforderungen für die Stadt darstellen?

Monika Kreutler: Ich würde ganz gerne das Thema Denkmäler in Linz nennen. Das wäre für mich ein Thema, weil ich denke, da wird sehr, sehr viel falsch interpretiert, sehr viel hineininterpretiert. Ein Thema wäre für mich auch Kunst am Bau. Das wäre für mich wirklich ein Anliegen, sage ich jetzt einmal, weil da sehr viel reinfällt. Und als drittes würde ich sagen, das Öffentlichmachen der verschiedensten Kulturen, wobei wirklich ein jeder den gleichen Stellenwert bekommen sollte. Das wäre für mich das Wichtigste, wo ich sagen würde, das würde mir unter den Fingernägeln brennen. Sagen wir einmal so.

Verschiedenste Kulturen von den Sektoren her gesehen, so wie wir es vorher gehabt haben, Sub- und Alternativkultur, Hochkultur, zeitgenössische Volkskultur, oder vom kulturellen Hintergrund, Mühlviertler, Kenianer, Kroate?

Monika Kreutler: Eher in die zweite Richtung, dass man wirklich sagt: Ok, wir haben das in Linz und jetzt machen wir einmal, was weiß ich, so wie wir das LinzFest machen, oder das Pflasterspektakel, machen wir ein Fest der Kulturen. Aber nicht, dass ich mir von irgendwo jemanden reinhole, sondern die, die wir in Linz haben. Und die präsentiere ich einfach. Da habe ich alles drinnen und es soll ein jeder seinen Stellenwert haben. Um genau das geht es mir.

Ich habe vor zwei Wochen mit dem Obmann der Black Community Oberösterreich gesprochen, der hat das ähnlich gesagt.

Monika Kreutler: Das freut mich, dass ich da nicht alleine dastehe.

Zu den einzelnen Themenbereichen. Zuerst Netzwerke, Kooperationen und Zusammenarbeit. Wie sieht die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen in Linz aus, ausgehend vom Verband? Gibt es irgendwo Grenzen der Zusammenarbeit?

Monika Kreutler: Mit den Kulturvereinigungen in Linz ist die Zusammenarbeit, wie gesagt sehr, sehr schwierig. Wo man schon ein bisschen etwas erreicht hat, ist, dass man doch bei einzelnen Veranstaltungen eingeladen wird, mitzuwirken, aber das sind alles punktuelle Veranstaltungen. Eine richtige Zusammenarbeit sehe ich eigentlich nur wieder mit den eigenen Kulturvereinen, das heißt mit dem Stelzhamerbund, mit einer Goldhaubengruppe, nicht einmal mehr mit dem Blasmusikverband. Es ist eigentlich so, wie ich gesagt habe, wo ich eigentlich gerne abgeholt werden möchte, dass sich jeder öffnet, dass wir einfach schauen und nicht diese „Inzucht“, die überall passiert, dass das weiter gegeben wird. Da finde ich, sind wir nicht gut beieinander, da sehe ich nicht recht viel, wo ich sage, mit dem arbeite ich zusammen.

Mich würde interessieren, wie Sie die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Kultureinrichtungen und NGOs/NPOs bzw. Einzelpersonen aus dem Kunst- und Kulturbereich beurteilen?

Monika Kreutler: Ich habe das, glaube ich, am Anfang auch schon gesagt. Es war eigentlich bei der Eröffnung des Landeskulturzentrums eine wahnsinnig gute Zusammenarbeit mit dem Institut des Landeskulturzentrums. Da hat die Schiene einfach gepasst von den Öffentlichen, was ja das Landeskulturzentrum ist, von den Beamten dort mit uns. Wobei ich mich da sehr auch traditionell … irgendwo auch Freie Szene, weil es gehört ja einfach eh alles da rein. Das hat wirklich sehr, sehr gut funktioniert, hat man auch gewollt, dass da etwas passiert. Das hat man jetzt die letzten vier, fünf Jahre abgewürgt. Also Schluss, aus, Ende, will man nicht mehr. Das ist in den Hinterhof verbannt. Mit den einzelnen Vereinen, ganz egal welcher Art, sehe ich eigentlich schon, dass es jetzt doch eher so ist, dass man da ein bisschen die Zusammenarbeit sucht, dass man da ein bisschen schaut, kann man da etwas miteinander machen? Da ist an und für sich auch das Medium Internet sehr gut, da bilden sich Plattformen. Also wirklich, dass da konkrete Projekte entstehen, die natürlich klein sind, nicht weiß ich wie groß, aber es passiert. Was früher war, dieses „Wir sind wir“, da passiert jetzt eher diese Zusammenarbeit und die Kooperation und Zusammenarbeit mit den öffentlichen Einrichtungen wird immer mehr zurück genommen. Das ist jetzt genau das Gegenteil von dem, wie es eigentlich schon einmal passiert ist. Diesen Trend sehe ich und ich denke auch, dass wir dort hin gehen. Die einen kapseln sich immer mehr ab, das sind die Beamten mit „Geht nicht!“ und „Kein Geld!“ und was weiß ich was alles. Im Prinzip geht alles mit wenig Geld auch, weil das leben wir Ehrenamtlichen vor. Und da sucht man halt jetzt trotzdem die Ehrenamtlichen, ganz egal, wie gesagt, also da nehme ich eine Freie Szene oder sonst etwas absolut nicht raus. Einfach diese Zusammenarbeit, also man merkt schon, dass da einfach jetzt etwas passiert.

Gibt es Ihrer Meinung nach Potenzial in der Kooperation zwischen einzelnen künstlerischen Disziplinen? Könnte da etwas optimiert werden?

Monika Kreutler: Weiß ich nicht. Ich denke mir, dass es möglich sein müsste, dass aber ein jeder irgendwo das hat: „Mein Gott, der könnte ja mehr bekommen als wir.“ Das zeigt für mich, dass das nicht funktioniert und dass das nicht geht, da geht es rein um einen Brotneid, da könnte ja einer mehr haben als ich. Das ist für mich das, was ich so sehe, wenn du durch die Gegend gehst, also da … ob sich das irgendwann einmal ändert, weiß ich nicht, ich kann es nicht sagen. Ich kann es eigentlich nur aus der Vergangenheit sagen, weil da weiß ich schon, was passiert ist. Das engere Zusammenarbeiten hat es schon gegeben. Ich habe das am Anfang ein bisschen erwähnt, wie ich gesagt habe, dass ich ja eigentlich schon 50 Jahre jedes Jahr am 1. Jänner zum Landhaus gehe, also das heißt, ich bin ja schon etwas länger auf der Welt und ich bin auch aus einer Trachtenfamilie raus gekommen. Mein Großvater war an und für sich dazumal im 1947er-Jahr beteiligt, dass der Verband wieder kommt. Da hast du ja schon einiges mitbekommen. Und ich weiß, dass das eigentlich in meiner Jugend so war, der Opa ist dazumal bei der Straßenbahn der Linz AG gewesen, weil es noch kein Bundesheer nach dem Zweiten Weltkrieg gegeben hat und dass die einfach zusammen gehalten haben. Die haben sich die Dienste so eingeteilt, dass sie das alles machen haben können, wieder aufbauen haben können. Da hat es halt einfach unter der Woche nur Erdäpfel und Kraut zum Essen gegeben, damit du es dir leisten hast können, am Wochenende mit dem Verein fortzufahren. Oder es hat einen Sparverein in einem Verein gegeben, damit du dir eine größere Reise leisten hast können oder sonst irgendetwas. Da war ein Zusammenhalten. Und du hast dich gefreut, dass du Samstag Nachts in die „Ewige Ruhe“ gegangen bist, das war unser Vereinslokal, und wir haben in Steg unten gewohnt, da sind wir zu Fuß rauf gelaufen und das war schön und da hat sich etwas getan und da war etwas da, wo man halt von dem her schon sehr weg gekommen ist. Jetzt habe ich das Gefühl, die Leute suchen wieder diese Nähe. Es kommt irgendwo aus der Geschichte wieder raus und es wiederholt sich wieder. Ich glaube auch, dieses Zusammensitzen – das ist natürlich jetzt etwas anderes, das ist ganz klar – passiert wieder. Man versucht trotzdem wieder, miteinander zu reden und das ist eigentlich das, wo ich sage, das sehe ich positiv, dass da einfach wieder etwas passiert.

Es kann schon einiges wieder kommen. Ich habe auch die gleiche Wahrnehmung, dieses Suchen nach Kooperation, nicht umsonst ist das ein Schlagwort. Das ist natürlich alles heute schnelllebiger und temporärer, weniger langfristige Kooperationen.

Monika Kreutler: Das ist klar, das ist alles anders. Das ist überhaupt keine Frage. Das gibt es auch nicht. Das ergibt sich dann sowieso. Aber das Zusammensitzen, das Miteinanderreden, das finde ich auch, das muss ich ehrlich sagen, mit dem Gremium Stadtkulturbeirat so toll. Da sitzen ja wirklich ganz verschiedene Kulturschaffende zusammen, aber wenn die Sitzung aus ist, gehen wir irgendwo in ein Wirtshaus, sitzen uns zusammen und reden über Gott und die Welt. Ganz egal, was das ist. Und da kann ein jeder miteinander reden. Ganz egal, ob das der Thomas Pohl ist oder sonst irgendwer. Das ist völlig egal, man kann miteinander und das ist einfach das Wichtigste, dass man wirklich leben muss und schauen muss, dass man es weiter bringt. Das ist für mich schon ein Auftrag, das einfach weiter zu übermitteln und weiter zu geben.

Zweiter Themenbereich. Publikum, Zielgruppen, altersspezifische Kulturangebote. Die Kulturpolitik in Linz ist seit vielen Jahren durch das Schlagwort „Kultur für Alle“ geprägt. Inwieweit denken Sie, dass die Stadt Linz diesem Anspruch gerecht wird?

Monika Kreutler: Ich glaube schon, dass das von der Stadt Linz, von den Kulturbeauftragten der Stadt Linz gelebt wird. ich muss sagen, speziell wieder von unserer Seite her gesprochen, dass der Stellenwert der Heimat- und Trachtenvereine in Linz noch nie so gut wie jetzt war. Wie Franz Dobusch angefangen hat, Bürgermeister zu werden, hat er keine Walzer tanzen können. Wir haben es ihm gelernt. Es hat sich wirklich entwickelt, dass man unsere Kultur ernst nimmt, unsere Kultur beachtet und nicht sagt, das sind die Ewiggestrigen. Ich glaube, dass hat sich wirklich in den letzten 20 Jahren verändert, durch Reinhard Dyk, Erich Watzl, überhaupt die Kombination Dyk-Dobusch hat total funktioniert. Das war ja eine Freude, da mitzuarbeiten und ich bin in der Zeit auch reingekommen, wo ich mitarbeiten habe dürfen. Das war ganz toll, ich glaube Watzl-Dobusch funktioniert momentan nicht wirklich so, aber sie tragen es nicht in der Öffentlichkeit aus und das finde ich richtig. Weil ich denke mir, Kultur hat kein Mascherl, das ist nicht rot, blau, schwarz oder sonst irgendetwas, sondern Kultur ist Kultur und da gehören einfach alles zusammen und man sollte das tun und miteinander machen. Ich glaube aber auch, dass Linz in dieser Weise wirklich auf einem ganz guten Weg ist, dass wir das wirklich hinbekommen. Ich meine, so Kleinigkeiten hin und her, ok, aber im Großen und Ganzen funktioniert das ganz toll und es entwickelt sich auch wirklich so, dass man sagt, man kann miteinander. Das ist einfach das Wichtigste, da denke ich schon, dass sich da sehr viel in den letzten 10, 15 oder 20 Jahren getan hat in dieser Weise. Da ist schon sehr viel Positives passiert.

Wie würden Sie eine stärkere Fokussierung von kulturellen Angeboten auf einzelne Zielgruppen beurteilen, auch wenn dies unter Umständen auf Kosten anderer Zielgruppen geht?

Monika Kreutler: Ich denke, dass es in Linz wirklich wahnsinnig viel und ein breites Spektrum an Kulturschaffenden gibt und ich fände das gar nicht so blöd, wenn man sagen würde, ok, da geht es ja einfach um das Finanzielle, das ist ganz klar, wir lassen diese Dreijahresverträge, die es jetzt gibt für einzelne Kulturgruppen, aber wir gehen her und sagen, in den drei Jahren setzen wir da Schwerpunkte und so. Das fände ich wahnsinnig gut, nur funktioniert es nicht so. Aber ich sage einmal, da wäre ich sogar bereit zu sagen, ok, da bekommen wir halt einmal weniger und dafür die anderen drei Jahre … aber ich würde nicht weggehen von diesen Dreijahresverträgen, weil nur so kannst du arbeiten als Künstler, ganz egal, in welche Richtung wir da gehen. Du brauchst eine gewisse Vorbereitungszeit, du brauchst eine gewisse Umsetzungszeit und du musst das dann auch aufarbeiten können, ein Projekt. Ganz egal, welches es dann war. Da würde ich schon sagen, dass wir vielleicht weggehen von dem, was weiß ich, ich glaube 50 Prozent von dem ganzen Budget bekommt jetzt die LIVA und was weiß ich was alles. Da würde ich schon sagen: „Liebe LIVA, geh einmal her und versuch, dass dir selber etwas einfällt.“ oder: „Du, liebes Lentos, schau, dass dir da etwas einfällt, weil ich setze jetzt, was weiß ich, in den Kindertanz Prioritäten, schau, dass du das bringst.“ Da nehme ich dir jetzt einfach, ich sage eine Hausnummer, 10 Prozent von deinem Budget weg und gebe es da rein. Nur für die drei Jahre. Das ist das Projekt und da mache ich das nächste. Nur funktioniert das nicht. Das sind theoretische Sachen, aber so könnte ich mir das vorstellen, dass man da schon irgendwo ein bisschen weiter kommen kann.

Was geht Ihnen in Linz ab, wenn Sie an Kunst und Kultur für Kinder und Jugendliche denken? Und was, wenn Sie an Kunst und Kultur für ältere und alte Menschen denken? Wie schätzen Sie das Kunst- und Kulturangebot für diese beiden Gruppen ein?

Monika Kreutler: Wenn ich an Kinder und Jugendliche denke, dann denke ich, es ist gut aufgestellt. Es gibt wahnsinnig viele Einrichtungen seitens der Stadt Linz, wo auch sehr viel Geld in die Hand genommen wird, wo das gemacht wird. Für Jugendliche wäre auch genug da. Ich finde, dass einfach das Angebot in anderen vergleichbaren Städten nicht so ist. Wenn ich mir nämlich, weil ich halt auch persönlich da Kontakte habe, Dresden ansehe, das ja eigentlich, glaube ich, die doppelte Einwohnerzahl von Linz hat oder noch viel mehr, aber mit diesen Kultureinrichtungen absolut nicht so aufgestellt ist wie Linz. Da ist ja Linz wahnsinnig gut aufgestellt. Nur muss ich halt schauen, dass ich das auch betreibe. Nicht einfach nur sagen, so ich mache in jedem Stadtteil, was ja wahnsinnig gut ist, einen Jugendklub und dann tue ich da einen Aufseher hinein und das war es. Da stelle ich ein paar Wuzeltische rein und ein paar Computer und dann sind wir fertig und was die da drinnen tun, ist mir eigentlich völlig egal. Wir stellen einfach den Jugendklub zur Verfügung. Da finde ich schon einen Handlungsbedarf noch. Da mache ich lieber drei, vier oder fünf weniger, aber ich mache es gut. Und ein Programm. Es gibt die Medienwerkstatt Linz, die eine sehr gute Einrichtung wäre. Aber nur wenn sie am Wochenende zugesperrt ist, dann bringe ich keine Leute dorthin. Oder wenn die Eltern einen Haufen Geld in die Hände nehmen müssen, damit sie dort hineingehen, dann bringe ich auch die Jungen dort nicht hinein. Das ist so. Ich darf das Ganze auch nicht als Kinderaufbewahrungsstätte sehen, sondern ich muss dort etwas bieten. Wie gesagt, da nehme ich ein wenig von den Räumlichkeiten zurück, die eh einen Haufen Geld kosten, aber biete halt ein wenig mehr dort. Ich finde zum Beispiel den Wissensturm eine wahnsinnig gute Einrichtung. Er wird auch, so weit ich weiß, irrsinnig genutzt. Wenn man das punktuell ein bisschen mehr machen würde und das andere weniger, fände ich, da wäre man wirklich noch viel besser unterwegs und vielleicht ist das auch irgendwie Aufgabe des Stadtkulturbeirates, da weitere Empfehlungen zu geben. Würde man mal schauen, wie sich das entwickelt. Ältere Menschen, Senioren, irrsinnig gut, gibt es auch, also wieder im Vergleich zu Dresden. Dresden hat die doppelte Einwohnerzahl, aber sie haben nicht so viele Seniorenzentren wie wir. Das finde ich ganz toll. Nur muss ich halt dort auch ein bisschen etwas tun drinnen. Da sind wir wieder dort. Wir nehmen die alten Leute, stellen sie dort rein, sie werden super betreut, schöne Zimmer gibt es, es gibt überhaupt nichts, wunderbar. Da wird sehr, sehr viel Geld zu Recht in die Hand genommen. Nur muss man halt sagen, ok, da gibt es halt einmal im Monat ein Seniorentanzen da drinnen. Da kommt halt einer, der macht mit ihnen Linedancing oder sonst irgendetwas. Das kann er mit den Senioren ja alles machen. Und da fehlt es mir einfach, also diese Belebung dieser Stätten, das fehlt mir. Das ist das, wo ich denke, dass man einmal schauen müsste. Und dann sind wir nämlich auch wieder da bei der Kommunikation, bei der Zusammenarbeit. Wir kommen immer wieder auf das Thema zurück.

Gut, wir sind am Ende des Gesprächs angelangt. Ich bedanke mich für die Antworten. Ist Ihnen noch irgendetwas abgegangen? Möchten Sie noch irgendetwas Wichtiges mitteilen?

Monika Kreutler: Ja. An und für sich bin ich stolz und glücklich, in dieser Stadt zu leben, die sich wirklich sehr, sehr gut entwickelt hat, von einer Industriestadt zu einer Kulturstadt geworden ist und meine Bitte an die Verantwortlichen ist einfach, diesen Standard zu halten und nicht abzusinken und immer daran zu arbeiten, dass man nicht sagt, jetzt haben wir das und jetzt bleiben wir stehen. Dass da ja kein Stillstand entsteht, dass da wirklich immer weiter gearbeitet wird. Aber ich glaube, da sind wir momentan noch auf gutem Weg und ich hoffe auch, dass dann die Nachfolger da so weiter arbeiten und auch dieses breite Spektrum, das wir in Linz haben, halten und zu bewerten wissen. Das ist eigentlich das, was ich noch sagen will.

Danke.

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