Monika Leisch-Kiesl

Zu Ihrer Person, Geburtsjahr und Geburtsort?

Monika Leisch-Kiesl: Linz, 1960.

Und Sie leben in Linz seit?

Monika Leisch-Kiesl: Ich lebe in Linz seit immer. Ich war im Rahmen meiner Studien auch an anderen Universitäten, ich war in Salzburg, in Wien, längere Zeit in München, zuletzt in Basel – auch im Zuge meiner Lehrtätigkeit, Lehraufträge, Gastprofessuren, bin ich quer durch den deutschen Sprachraum gekommen. Aber der kontinuierliche Lebensraum ist für mich Linz.

Welche kunst- und kulturbezogenen Aktivitäten und Funktionen üben Sie derzeit aus?

Monika Leisch-Kiesl: Primär die Professur, ich bin Professorin für Kunstwissenschaft und Ästhetik am Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie (IKP) der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz, d. h. ich agiere als Wissenschafterin. Zudem war ich, bin es aber derzeit nicht mehr, im Stadtkulturbeirat und im Landeskulturbeirat. Ich bin stellvertretende Vorsitzende im Vorstand des Österreichischen Kunsthistorikerverbandes, ich bin in Kunst-am-Bau-Projekte involviert, vor allem im diözesanen Bereich – das letzte Projekt war das neue Seelsorge-Zentrum in Lichtenberg. Weiters bin ich stellvertretende Vorsitzende im Universitätsrat der Johannes Kepler Universität und mache manch anderes dort und da. Aber ich muss sagen, die Tätigkeit als Professorin und Praeses der Fakultät ist dermaßen intensiv und vielfältig, dass ich im Wesentlichen hier mein kunst- und kulturbezogenes Engagement am Standort Linz gebündelt sehe.

Und die Tätigkeit würden Sie am ehesten bezeichnen, wenn dann wo steht, Monika-Leisch-Kiesl …?

Monika Leisch-Kiesl: Kunstwissenschafterin.

Zum Institut. Welche Zielgruppen werden besonders angesprochen durch das Institut? Dabei bitte nicht nur an die StudentInnen denken, sondern auch an die Aktivitäten, die sonst gesetzt werden.

Monika Leisch-Kiesl: Eine kurze Klärung vorneweg, das sogenannte „Institut“ hat den Status einer Fakultät. Wir begreifen uns als geistes- und kulturwissenschaftliche Fakultät, mit einem spezifischen, auf den Standort Linz bzw. Oberösterreich hin ausgerichteten Zuschnitt. Die Zielgruppen einer Universität sind primär die Studierenden, wobei wir eine sehr heterogene Studentenschaft haben. Da ist zunächst die Gruppe, die man sich normalerweise unter Studierenden vorstellt, also junge Leute, die nach ihrem Schulabschluss ein Studium mit Blick auf eine spätere berufliche Karriere wählen. Da sind weiters die Berufstätigen, die berufsbegleitend ein geistes- und kulturwissenschaftliches Studium absolvieren, im Sinne von Weiterbildung und Horizonterweiterung. Im Wesentlichen sind es Personen aus wirtschaftswissenschaftlichen bzw. juristischen Sparten, die sich sagen: „Jetzt mache ich endlich das, was mir schon immer wichtig war.“ Relativ stark vertreten ist auch die Gruppe der MedizinerInnen. Schließlich ist das Segment der Senior-Studierenden zu nennen. Ein weiteres interessantes Phänomen ist die Tatsache einer beachtlichen Zahl internationaler StudentInnen, und zwar insbesondere junge Frauen vor allem aus den osteuropäischen Ländern. Diese Form generationen- und kulturen-übergreifenden Forschens und Lehrens begreife ich – neben dem wissenschaftlichen Output – auch als Kulturarbeit. Zudem gibt es eine Reihe von Aktivitäten, die sich an eine breitere Öffentlichkeit wenden. Fast schon ein Markenzeichen in Linz ist die Ausstellungsreihe „Im Vorbeigehen“, erstmals im Wintersemester 2000 durchgeführt, bei der jedes Semester ein Künstler oder eine Künstlerin der jüngeren Generation, zum Teil Newcomer, zum Teil bereits international rezipierte Positionen, eingeladen werden, ihre Arbeit in den Räumen der Universität zu präsentieren. Die ersten zehn Jahre bzw. die bisher 19 Projekte liegen inzwischen in einer Publikation vor. Bei den begleitenden Kunstgesprächen haben wir stets auch Publikum von außen, teilweise Stammpublikum, das diese Art des Kunstdiskurses schätzt. Weiters veranstalten wir Ringvorlesungen und Vortragsreihen, sei es kunstwissenschaftlicher Art, sei es in philosophische Richtung. Eine sehr gut besuchte Veranstaltung war die Ringvorlesung „Werk-Interpretationen“ im Wintersemester 2009/10, auf die nun im Wintersemester 2011/12 „Werk-Interpretationen II“ mit einem Schwerpunkt auf Fragen zu Architektur und Raum folgen. Einen Abend pro Woche spricht ein externer Fachmann, eine Fachfrau aus seiner bzw. ihrer wissenschaftlichen Perspektive zu einem Werk der Kunst- bzw. Architekturgeschichte. Dadurch lernen insbesondere die Studierenden unterschiedliche methodische Zugänge kennen. Die Reihe hat aber auch großen Zuspruch bei einem breiteren Interessentenkreis gefunden. Bei den philosophischen Angeboten denke ich an die Vortragsreihe zu „Der Mensch und …“ im Winter- und Sommersemester 2008/09, bei der gegenwärtige Positionen der Philosophie zur Frage nach dem Menschen diskutiert wurden und namhafte Vertreter des Fachs eingeladen waren. Diese Vorträge wurden in unserer Reihe der Linzer Beiträge zur Kunstwissenschaft und Philosophie publiziert. Die öffentlichen Aktivitäten richten sich also einerseits auf Ausstellungen, andererseits auf Vorträge und Symposien. Dabei verstehen wir uns als Universität, die ihre wissenschaftliche Verantwortung auch gegenüber der Öffentlichkeit wahrnimmt.

Der geografische Wirkungsbereich, wenn man so will, ist der europäische Raum, was das Studium betrifft?

Monika Leisch-Kiesl: Genau. Vereinzelt haben wir auch StudentInnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Sehr engagiert und damit auch das Uniklima mit prägend sind die Studierenden aus dem osteuropäischen Raum.

Und neben der Kunstwissenschaft: Zu welchen künstlerischen Disziplinen würden Sie sagen, besteht die engste Verbindung, jetzt gerade in dieser Außenpositionierung?

Monika Leisch-Kiesl: Ich möchte in diesem Zusammenhang unsere Schwerpunktsetzung auf die Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart betonen. Darin liegt ein wesentlicher konzeptioneller Ansatz des IKP. Ein kunstwissenschaftliches Studium mit geographischer Nähe zu Wien und Salzburg muss sich gegenüber den dort angebotenen Studien pointiert profilieren. Und diese Profilierung lag in Linz ja gewissermaßen auf der Hand. Wo Linz meines Erachtens wirklich stark ist, ist die zeitgenössische Kunst. Darauf haben wir in der Profilierung der Fakultät und der Ausrichtung der Studien und Forschungsschwerpunkte gesetzt. Das ist übrigens auch ein wesentlicher Reiz, der Studierende – national und international gesehen – hierher bringt.

Gibt es eigentlich in Bezug auf die vorhandene räumliche oder technische Infrastruktur aktuell irgendeinen Handlungsbedarf, also den Wunsch nach qualitativer oder quantitativer Erweiterung?

Monika Leisch-Kiesl: Ja, wir bräuchten mehr Platz. Die Fakultät wächst, der Zulauf ist sehr gut und wir platzen gerade noch nicht aus den Nähten. Wir sind im Gespräch mit dem Nordico, gegebenenfalls für Lehrveranstaltungen auch deren Räume zu nutzen, die Theologische Fakultät hat gute Kontakte zum Priesterseminar. Also es geht gerade noch. Aber im Blick auf unsere Ausbaupläne brauchen wir entschieden zusätzliche Räumlichkeiten. Die Universität wächst, wir müssen sehen, wo sie hinwächst.

Ok, das war der Einstieg. Der Hauptblock handelt von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft, also der kulturellen Zukunft von Linz, und ich würde mit einem kurzen Assoziationsspiel anfangen. Wenn Sie wo lesen, „Kulturstadt Linz“, was würden Sie dazuschreiben? Begriffe, Namen, Einrichtungen, was auch immer. Was würden Sie mit „Kulturstadt Linz“ assoziieren?

Monika Leisch-Kiesl: Da würde ich einmal sagen: zeitgenössisch, gegenwartsbezogen, Neue Medien, unterschiedliche Kulturinitiativen, dann bei den Institutionen OK, Lentos, AEC, architekturforum, Musiktheater, Wissensturm, Universitäten.

Jetzt sind Sie schon sehr lange in der Stadt aktiv, auch über kulturpolitische Beteiligungsfunktionen, Stadtkulturbeirat beispielsweise. Wenn wir uns den Zeitraum der letzten zehn Jahre ansehen, etwa ab dem Jahr 2000. Wo würden Sie sagen, hat sich Linz in kultureller Hinsicht besonders gut entwickelt? Was fällt Ihnen da als erstes ein?

Monika Leisch-Kiesl: Ich gehe weiter zurück. Für mich liegt ein Markstein Mitte der 1980er-Jahre, das war rein biografisch gesehen die Zeit, in der ich in München studiert habe. In München habe ich mir gedacht: „Wow, da tut sich etwas, Linz ist ein kulturelles Kaff.“ Außer der Neuen Galerie hat es nicht wirklich etwas gegeben, und die Neue Galerie war damals noch im Lentia. Nach einigen Jahren, als ich – ein wenig widerwillig – zurückkam, habe ich mir gedacht: „Wow, Linz ist interessant geworden.“ Meines Erachtens ereignete sich der große Aufbruch Mitte der 1980er-Jahre. Ich könnte das jetzt nicht genau datieren, aber ich denke an Initiativen wie Theater Phönix, wie OK, wie Moviemento, wie Posthof. Plötzlich war es nicht mehr möglich, alle kulturellen Angebote zu überblicken, geschweige denn sie wahrzunehmen. Auf die letzten zehn Jahre angesprochen, tue ich mir etwas schwer, zu sagen, wo ich die besonderen Entwicklungen sehe. Ich meine das kulturelle Profil, Institutionen, Initiativen, entsprechende Personen, das ist kontinuierlich gewachsen. Ich denke an die Landesgalerie. Auch dass es die KUPF schon so lange gibt, d. h. Kulturinitiativen neben den etablierten Institutionen, ist ein Zeichen von langem Atem und Nachhaltigkeit. Was ich als große Qualität von Linz sehe, ist die Bereitschaft zur Kooperation und Vernetzung. Das ist eine Stärke von uns, und das habe ich auch bei der Entwicklung des IKP sehr positiv wahrgenommen.

Die andere Seite der Medaille betrachtet, gibt es irgendwelche Entwicklungen, vor allem in den letzten zehn Jahren, mit denen Sie überhaupt nicht zufrieden sind, also kulturelle Entwicklungen in der Stadt?

Monika Leisch-Kiesl: Ja, ich hätte gerne mehr Geld für unsere Fakultät. Wir sind gut im Gespräch mit dem Land, aber mit der Stadt ist es sehr, sehr mühsam. Ich meine, die Verantwortlichen der Stadt nehmen noch viel zu wenig wahr, dass hier ein profiliertes geistes-kulturwissenschaftliches Zentrum am Wachsen ist. Meines Erachtens setzt die Kulturpolitik der Stadt zu sehr auf Events. Bei aller Wertschätzung gegenüber dem Pflasterspektakel – und auch das hat sich sehr positiv entwickelt – aber mit Pflasterspektakel allein mache ich keine nachhaltige Kulturarbeit. Es bedarf der Verlinkung zwischen einer vitalen Kunst- und Kulturszene und wissenschaftlicher Reflexion.

Glauben Sie, dass das vielleicht auch etwas damit zusammenhängt, dass die Kooperation auf kulturpolitischer Ebene zwischen Land und Stadt etwas der Kooperation zwischen den Kultureinrichtungen hinterherhinkt?

Monika Leisch-Kiesl: Ja, ich glaube, das ist ein Problem, das ist auch ein parteipolitisches Problem. Das sehe ich als großes Manko. Von den Institutionen, von den Leuten her, da geht es querfeldein. Und wie Sie mich vorhin nach wichtigen Institutionen gefragt haben, habe ich Institutionen der Stadt und des Landes in loser Reihe aufgezählt. Sie haben unterschiedliche Profile, sie ergänzen sich und bilden zusammen die spezifische Qualität von Linz. Das klappt bestens, aber auf kulturpolitischer Ebene, da scheint etwas nicht zu funktionieren.

Sie haben vorher bereits einige Städte angesprochen, in denen Sie tätig waren. Mich würde ein Blick auf vergleichbare Städte interessieren, jetzt nicht mit München oder mit Wien, das finde ich vermessen, sondern – von der Größe her vergleichbar – mit Innsbruck, Graz oder Salzburg. Womit denken Sie kann Linz da in einem Städtewettbewerb gegen diese Städte kulturell punkten?

Monika Leisch-Kiesl: Innsbruck ist für mich ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Salzburg und Graz sind jeweils spezifisch profilierte Städte. In Graz finde ich, was sich einfach von der geografischen Lage her anbietet, die Öffnung auf den südosteuropäischen Raum interessant. Diesbezüglich haben auch die Tätigkeiten von Peter Weibel gefruchtet. Salzburg verbinde ich vor allem mit dem Festspiel-Geschehen. Salzburg finde ich, wie soll ich sagen, traditioneller, konventioneller. Was ich in Graz schätze, ist die interkulturelle Ausrichtung. Dieses Anliegen ist wohl auch in Linz präsent – ich denke etwa an maiz – aber es hat noch nicht diese Selbstverständlichkeit wie in Graz. Ich habe den Eindruck, in Graz ist Interkulturalität ein positives Qualitätsmerkmal, in Linz wird sie noch mehr als Problem diskutiert. Es gibt wohl positive Initiativen, etwa den Kunstpreis „Stadt der Kulturen“, aber diese bleiben eher punktuell. Jetzt umgekehrt von Linz aus gedacht: Was jedem bei Linz einfällt, auch international beobachtet, ist alles rund um das AEC. Allerdings würde ich es schade finden, wenn Linz nur auf diese Karte setzen würde. Das ist sicher eine starke Säule, aber wenn dazwischen die vielen anderen Blumen nicht genug gegossen werden, dann verliert das AEC auch an Reiz, dann würde das gesamte kulturpolitische Klima zu steril werden.

Inwieweit denken Sie eigentlich, dass Linz international als Kulturstadt wahrgenommen wird? Und wie weit glauben Sie, reicht diese Wahrnehmung als Kulturstadt?

Monika Leisch-Kiesl: Ich glaube nicht so sehr. Ich denke auch der Kulturhauptstadt ist es nicht gelungen – auch wenn in diesem Jahr viele Besucher nach Linz kamen – für Linz einen Kulturtourismus aufzubauen. Man fährt kaum wegen eines Museums oder einer Ausstellung nach Linz. Ich erlebe es aber doch so, dass internationale Gäste die Qualität der Stadt, eben in ihrer Vielfalt, schätzen.

Linz09, weil Sie es angesprochen haben. Könnten Sie ein kurzes Resümee von Linz09 anhand von höchstens drei Punkten geben? Was fällt Ihnen da als erstes ein?

Monika Leisch-Kiesl: Ganz, ganz viele Veranstaltungen. Das Gelbe Haus, um das mir sehr leid ist. Ich habe es zwar nicht geschafft, eine Veranstaltung zu besuchen, aber alleine dass es da stand, wenn man über die Autobahn in die Stadt kam, ließ aufmerken. Was noch geblieben ist, ist der Kepler Salon. Und was ich an Hellers Konzept sehr geschätzt habe, war die kulturelle Öffnung unterschiedlicher Stadtteile, auch solcher, die man nicht sofort mit Kultur verbindet, also die gezielte Stadtteilarbeit. Wie weit dort nun etwas weitergeht, kann ich nicht beurteilen. Wenn das gelungen ist, dann denke ich, war es die Kulturhauptstadt wert. Sonst war es ein Feuerwerk, wie es derer viele gibt.

Würden Sie sagen dass gerade in dem letzten Punkt Linz Aufholbedarf hat, also was Stadtteilkulturarbeit anbelangt?

Monika Leisch-Kiesl: Das traue ich mir so nicht zu sagen, weil ich zu wenig Einblick habe. Ich fand den Ansatzpunkt gut: Menschen, die man nicht sofort als Kunstpublikum einschätzt, kulturelle Kompetenz zuzusprechen. Ob diesbezüglich Nachholbedarf ist, kann ich wie gesagt nicht beurteilen, aber ich stufe es jedenfalls als wichtig ein.

Wie schätzen Sie den Stellenwert von Hochkultur zu Subkultur zu Volkskultur in Linz ein?

Monika Leisch-Kiesl: Also wenn wir mit diesen Begriffen operieren wollen, würde ich sagen, es gibt in Linz alles. Und ich denke, es muss auch alles geben, es gibt in Linz wie in jeder europäischen Stadt unterschiedliche soziale Milieus, die sich unterschiedlicher Sparten bedienen. Allerdings beobachte ich auch, dass sich die unterschiedlichen kulturellen Milieus etwas durchmischen. Dabei habe ich den Eindruck, dass in Linz die Mischung zwischen Hochkultur und Subkultur … nein, Subkultur ist es nicht, ich würde sie eher partizipatorische Kulturinitiativen nennen … Also zwischen diesen Bereichen gibt es Übergänge, auch was das Zielpublikum betrifft. Wenn ich auf unsere Fakultät blicke, denke ich, dass wir ebenfalls diese beiden Bereiche bedienen. Volkskultur sehe ich isolierter, sie scheint mir stärker traditionell gebunden. Während die Hochkultur in Linz doch wesentlich in der Moderne ansetzt. Es hat hier eben erst im 20. Jahrhundert einen kulturellen Aufbruch gegeben. Von daher besteht in Linz eine größere Nähe zwischen der Hochkultur und den partizipatorischen Kulturinitiativen als in anderen Städten, in denen die Hochkultur stärker historisch ausgerichtet ist. In Linz passieren gute Durchdringungen, mit wechselseitiger Wertschätzung, weniger Berührungsängsten. Leute, die man eher der Hochkultur zurechnet, besuchen ebenso Veranstaltungen der KUPF oder von maiz. Nochmals zum Begriff der Tradition. Für mich ist Tradition nicht unbedingt negativ besetzt. Wenn man in einem Haus wie der KTU arbeitet, dann muss man sich positiv und aktiv mit Tradition auseinandergesetzt haben. Vielleicht ist der Unterschied besser dahingehend charakterisiert, dass die Volkskultur stärker von einem Bedürfnis nach Beheimatung geprägt ist und die moderne und zeitgenössische Kunst, sei das jetzt auf der Ebene der Hochkultur oder eben der Basiskultur – Subkultur ist sicher der falsche Begriff – stärker den Aspekt von Aufbruch und Innovation forciert. Auch der Aspekt der Gesellschaftskritik ist hier wichtig – darin unterscheiden sie sich ebenfalls von der Volkskultur. Wenn Sie vorhin mit dem Begriff der Subkultur wirklich den gesellschaftlichen Untergrund gemeint haben, dann müssten wir die Frage nochmals anders anlegen. Was meinen Sie mit Subkultur?

Gute Frage, sie führt aber wohl zu weit. Kommen wir zur nächsten Frage. Wenn wir uns künstlerische Disziplinen ansehen, das gesamte Kaleidoskop, bildende Kunst, Grafik, Malerei, Literatur, Musik, Film, Fotografie, Tanz, Theater. Jetzt könnte man sagen, wenn man Linz betrachtet, dass es überall Entwicklungspotenzial gibt. Mich würde interessieren, ob es irgendwo besonderes Entwicklungspotenzial gibt? Eine Disziplin, wo Sie in den letzten Monaten oder Jahren einmal gedacht hätten, da wäre eigentlich alles gegeben in der Stadt, es wären Leute da, Initiativen da, es würde irgendwo bereits Infrastruktur vorhanden sein, ein Potenzial wäre schon da, es würde zur Stadt passen, aber es entwickelt sich nicht. Gibt es irgendwelche Disziplinen, wo Sie besonderes Entwicklungspotenzial sehen würden in Linz?

Monika Leisch-Kiesl: Da, wie ich einleitend angedeutet habe, das Angebot sehr viel reicher ist als ich es wahrnehmen kann, habe ich den Blick nicht darauf, was es noch geben könnte. Ich kann sagen, was ich als Verlust empfinden würde, wenn es – etwa aus Kostengründen – eingestellt würde. Wenn mir etwa zu Ohren kommt, dass das Moviemento immer wieder auf wackeligen Beinen steht, dann finde ich das desaströs. Wenn man beobachtet, wie heterogen das Publikum ist, das sich in dem Komplex von Moviemento und City-Kino einfindet, dann muss man einfach sagen, das ist wirklich gute Filmkultur. Auch die Schwierigkeiten rund um Hörstadt Linz und Akustikon sind ein Armutszeugnis. Da wäre viel drin – und Linz einzigartig.

Wenn wir uns von den Disziplinen weg bewegen in Richtung Themen, Themenschwerpunkte, kulturelle Themen, kulturelle Themenschwerpunkte. Wo würden Sie sagen, dass da die Stadt Linz in den nächsten Jahren vor den größten Herausforderungen steht? Oder praktisch formuliert: Sie sind für Kulturentwicklungsplanung zuständig und haben einen Tag Zeit, um mit den hunderten Kunst- und Kulturschaffenden der Stadt über Themen zu sprechen und können dabei nur über drei oder vier Themen sprechen. Wo würden Sie sagen: Liebe Leute, über diese Themen müssen wir unbedingt sprechen, weil die stehen jetzt an in der Stadt.

Monika Leisch-Kiesl: Jedenfalls den Bereich Migration, Vielfalt der Kulturen und Religionen. Auch am IKP bildet die Frage nach Kunst in muslimisch geprägten Kontexten einen Forschungsschwerpunkt. Linz hat eine vielfältige, heterogene Bevölkerung. Da gibt es Potenzial. Und ich würde Religion und die Vielfalt der Religionen bzw. religiöser Erscheinungsformen explizit zum Thema zu machen.

Zu den einzelnen Themenbereichen. Zuerst zu Interkulturalität, Migration und Integration, das ist auch gleich als erste Replik auf die offene Frage gekommen. Wie schätzen Sie die Entwicklung der migrantischen Kulturarbeit in Linz in den letzten Jahren ein? Ist Ihnen da irgendetwas besonders aufgefallen?

Monika Leisch-Kiesl: Da fällt mir als erstes maiz ein, weil das eine Initiative ist, die schon über Jahrzehnte kontinuierlich gute Arbeit leistet. Weiters der Preis „Stadt der Kulturen“, der, wenn ich mich recht erinnere, auf einen Vorstoß des Stadtkulturbeirates zurückgeht. Daran sieht man, dass die Stadt das Thema wahrnimmt und aktiv zu gestalten sucht. Gut finde ich auch das Integrationsbüro, in dem die Fäden sehr unterschiedlicher Kulturinitiativen zusammenlaufen. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung zu Interkulturalität haben wir auch die Migrationsszene in Linz thematisiert. In dem Zusammenhang war uns das Integrationsbüro eine hilfreiche Auskunftsstelle.

Mit welchen besonderen Problemen, denken Sie, dass MigrantInnen im Linzer Kulturbereich konfrontiert sind? Jetzt abgesehen von den Problemen, mit denen MigrantInnen sowieso konfrontiert sind.

Monika Leisch-Kiesl: Ein großes Problem sind die Visa-Modalitäten. Das erlebe ich auch an unseren StudentInnen. Die tun mir oft wirklich leid, wie sie von einer Bestätigung zur nächsten gejagt werden. Diese Bürokratie ist vielfach kontraproduktiv und macht auch uns viel Arbeit. Ein Beispiel: Die internationalen Studierenden müssen regelmäßig Leistungsnachweise vorweisen. Das finde ich grundsätzlich richtig, man will Scheinstudien vermeiden. Allerdings wird die besondere Situation dieser StudentInnen zu wenig ernst genommen. Sie kommen aus anderen kulturellen Kontexten, kennen die Studienabläufe hier nicht, müssen in die Sprache hineinwachsen – die geforderten Sprachkenntnisse, die wir selbstverständlich verlangen, reichen oft nicht, um sich damit in geisteswissenschaftlichen Fragen zu orientieren. Das heißt, die können Deutsch, die sind engagiert und motiviert. Aber sie können eben nicht so losstarten wie jemand, der mit dem österreichischen Schulsystem groß geworden ist. Von daher brauchen die geforderten Leistungsnachweise etwas Zeit. Eine Lösung könnte sein, eine Teilnahmebestätigung auszustellen, um die Ernsthaftigkeit des Studiums zu belegen – das müssten dann aber auch die Behörden anerkennen. Ein anderes Problem ist die Höchstverdienstgrenze. Einerseits dürfen sie nur bis zu einer bestimmten Grenze verdienen, andererseits müssen sie ihren Unterhalt nachweisen – wie soll denn das gehen? Was ich sagen will ist, dass in der Ausländergesetzgebung eine Reihe von Problempunkten bestehen, welche die ganz konkrete Alltagsarbeit sowohl für die MigrantInnen als auch für die, die mit MigrantInnen zusammenarbeiten wollen, vor enorme Hürden stellen. Ich meine, da ist kulturpolitischer Handlungsbedarf.

Wie schätzen Sie die Vernetzung zum einen innerhalb der migrantischen Kultureinrichtungen ein und zum anderen zwischen migrantischen Kultureinrichtungen und Einrichtungen der Mehrheitsgesellschaft im Kunst- und Kulturbereich? Es gibt ja neben maiz eine ganze Bandbreite an migrantischen Initiativen im Kunst- und Kulturbereich, türkische, kurdische, aus dem ehemaligen Jugoslawien, die Black Community und so weiter.

Monika Leisch-Kiesl: Im Rahmen meiner Tätigkeit im Landeskulturbeirat haben wir einmal ein Treffen organisiert. Wir haben versucht, Vertreter all dieser Kulturvereine an einen Tisch zu bekommen. Das war eindrucksvoll. Aus einer Außenperspektive betrachtet, und eine andere kann ich nicht einnehmen, habe ich den Eindruck, dass die einzelnen Bevölkerungsgruppen stark unter sich bleiben. Also die Ungarn, die Bulgaren usw. Mir scheint, dass das eigene Land irgendwo auch Heimat ist, dass sich etwa die Bulgaren lieber mit Bulgaren treffen als mit Rumänen oder Tschechen, mit Türken schon gar nicht. Und wenn schon nicht unter sich, dann doch lieber mit Österreichern. Wenn man sich mit anderen „Ausländern“ trifft, bleibt man „Ausländer“, wenn man den Kontakt mit „Österreichern“ sucht, gehört man doch auch dazu.

Und die Vernetzung zwischen den migrantischen Kultureinrichtungen und den Kultureinrichtungen der Mehrheitsgesellschaft?

Monika Leisch-Kiesl: Ich denke, ja und nein. Die Beheimatung im Eigenen hat auch seine Berechtigung, weil ich meine, jedes Land bringt auch eine eigene Mentalität und Kultur mit. Andererseits braucht es die Durchmischung. Wie in jeder guten Beziehung eben.

Welche Maßnahmen müsste die Stadt Linz setzen, um Interkulturalität stärker zu fördern?

Monika Leisch-Kiesl: Ich glaube, dass es über Partizipation am besten geht, dass ein OK oder ein Lentos gezielt mit einer dieser Gruppierungen zusammenarbeitet. Ich denke jetzt einfach mal laut. Sagen wir: Lentos, Stichwort Hochkultur. Es gibt in all diesen Ländern, man denke an Bulgarien, Ungarn, Kroatien, auch die Spitzenkultur – warum zeigt man nicht die Hochkultur-KünstlerInnen dieses Landes? Möglicherweise würde das etwas an Schwellenangst nehmen. Umgekehrt stellt sich die Frage, wie weit Mehrheitsösterreicher bereit sind, Kulturveranstaltungen migrantischer Vereine zu besuchen?

Ok, das war der erste Themenbereich. Der zweite Themenbereich ist Schule und Bildung und Wissenschaft. Wie schätzen Sie das Interesse von Schülerinnen und Schülern am bestehenden Linzer Kulturangebot ein? Nehmen Sie da irgendwie etwas wahr? Hat sich da etwas getan?

Monika Leisch-Kiesl: So allgemein kann man das nicht beantworten. Meine Söhne etwa sind im Petrinum, da gibt es selbstverständlich eine Aufgeschlossenheit gegenüber Kunst und Kultur, da ist es auch leichter, die SchülerInnen für ein Kulturprojekt zu motivieren.

Das ist vollkommen klar, eigentlich müsste man nach Alter, nach Geschlecht, nach Migrationshintergrund und nach Milieu differenzieren.

Monika Leisch-Kiesl: Milieu. Die Milieus vor allem.

Aber trotzdem, haben Sie etwas wahrgenommen, wo sich hier etwas getan hat in den letzten Jahren, Schule im Zusammenhang mit Kunst und Kultur mit Bezug auf Linz?

Monika Leisch-Kiesl: Das kann ich so nicht beantworten. Von welchen Schulmilieus spreche ich? Von welcher Kultur spreche ich, schon einmal von den Sparten her? Kultur ist auch ein wichtiges Distinktionsphänomen unter unterschiedlichen Gruppierungen. Von daher werden Jugendliche, das, was ihre Eltern begeistert, sicher nicht super finden. Ich glaube zum einen, man muss Formate finden, die für diese Altersgruppe auch geeignet sind. Zum anderen glaube ich, dass auch da Partizipation das Stichwort ist. Die jungen Leute haben Potenziale, vielfältige Kreativität, sie probieren auch gerne mal was aus. Ich denke an eine Aktion letzten Samstag in der Arkade. Eine Gruppe Unter-20-Jähriger hat versucht, die Europa-Hymne einmal anders „aufzuführen“. Eine hat irgendwo zu singen begonnen, ein anderer an einer anderen Ecke usw. Die Stimmung war beeindruckend. Und die SchülerInnen sind in Scharen hingegangen. Es hat sie wohl auch fasziniert, für einen Moment städtischen Raum zu besetzen. Ein anderes Beispiel, das Dom5. Da kommen Jugendliche ins Lokal, hören der Pianistin eine Weile zu, kommen ist Gespräch, werden aufgefordert, zu spielen. Das nächste Mal bringen sie auch ihre Gitarren mit. Das ist sicher kein konzertanter Auftritt, aber sie können sich einmal einbringen, das gibt auch Selbstbewusstsein. Wenn Jugendliche in dem Alter einmal die Erfahrung gemacht haben, Kultur ist cool, dann hat man sehr viel geschafft.

Wenn wir uns den außerschulischen Bildungsbereich ansehen, alles was außerhalb der Schule passiert. Am prominentesten sind Musikschulen und Jugendzentren, aber es gibt andere Bildungsangebote auch. Wo würden Sie da Verbesserungsmöglichkeiten in Linz sehen?

Monika Leisch-Kiesl: Die Musikschulen erfreuen sich über Jahrzehnte und Generationen großer Beliebtheit, das kann man nur begrüßen. Was in der Musik gelingt, gibt es so im Bereich anderer Sparten nicht. Gut, das Kuddelmuddel macht einiges, im Bereich Theater, im Bereich Malen, aber diese Ansätze bleiben punktueller. Ich weiß nicht, ob das ein Linz- oder Österreichspezifisches Phänomen ist, aber ich habe den Eindruck, dass ein Kind viel eher ein Musikinstrument lernt, als dass es im Bereich Theater, Pantomime, Schauspiel, im Bereich der bildenden Kunst oder Filmarbeit aktiv wird. Ich glaube, da könnte man Jugendliche motivieren, über die Arbeit mit Medien.

Gibt es sonst noch Verbesserungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit außerschulischen Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche?

Monika Leisch-Kiesl: Ja, in der Stadtteilarbeit. Die Jugendlichen auf der Straße werden mehr, die Punker-Szene tritt stärker in Erscheinung. Ich habe den Eindruck, auch Alkoholismus und die Neigung zu Brutalität nehmen zu. Das ist ein wichtiges kulturpolitisches Thema. Ich bin mir sicher, auch hier gäbe es Potenziale. Solange dieses Phänomen über die Sozialschiene thematisiert wird, sind wir auf der Problemschiene. Wenn man es auf die Kulturschiene bringt, dann kommt man vielleicht dahin, zu sagen, das sind Leute mit Potenzialen, mit Ideen. Ich bin keine Jugendexpertin, aber ich denke, vielfach liegt das Problem in einem schlechten Selbstwert und einer gewissen Orientierungslosigkeit. Wenn die Jugendlichen für sich erkennen, was sie können, dann kommen sie vielleicht auch wieder von der Straße weg. Möglicherweise gelingt es ihnen auch, sich auf der Straße in einem konstruktiven Sinne zu artikulieren.

Wenn wir uns von den Kindern und Jugendlichen wegbewegen und in den Erwachsenenbildungsbereich gehen. Es gibt eine ganze Reihe von Institutionen wie Arbeiterkammer, Gewerkschaftsbund, Volkshochschule mit dem Wissensturm, die Bildungszentren, bfi, WIFI, die in irgendeiner Art und Weise auch einen Kunst- und Kulturbezug haben. Was könnten diese Einrichtungen der Erwachsenenbildung noch tun, um das Interesse an Kunst und Kultur verstärkt zu fördern? Würde Ihnen da etwas einfallen?

Monika Leisch-Kiesl: Wir haben am Institut ein Projekt entwickelt, das modellbildend sein könnte, den kunstbaukasten. Der kunstbaukasten versucht nicht, die Leute in die Institution zu holen, sondern geht zu den Leuten. Das ist auf hervorragende Resonanz gestoßen. Wir hatten regional ganz Oberösterreich im Blick und haben damit Zielgruppen erreicht, die normalerweise in kein Museum oder Theater gehen, und haben durch gezielte Teilnehmerorientierung gute Prozesse in Gang gebracht. Leider ist das Projekt eingeschlafen, weil die finanziellen Mittel gefehlt haben. Das Problem der Institutionen sehe ich darin, dass sie schöne Häuser bauen, ein professionelles Programmmanagement betreiben, aber dann darauf beschränkt sind, die Veranstaltungen zu bewerben und zu hoffen, dass die Leute kommen. Ich finde diese Haltung nicht mehr zeitgemäß: „Wir sind die, die etwas wissen und ihr kommt um etwas zu lernen.“ Ich muss ausgehen von dem Wissen und den Kompetenzen der Leute.

Letzte Frage in dem Themenbereich: Welche Maßnahmen sollte die Stadt Linz setzen, um die Verbindung zwischen dem Kunst- und Kulturbereich und dem Wissenschaftsbereich weiter zu stärken?

Monika Leisch-Kiesl: Ich sage einmal, das IKP gehört gefördert. Ich bin überzeugt, wir sind von der Stadt her zu wenig wahrgenommen. Von der Öffentlichkeit durchaus, aber seitens der Kulturpolitik nur marginal. Ich glaube, es ist nicht Aufgabe der Stadt, die Verlinkung von Kunst, Kultur und Wissenschaft zu „betreiben“, das kann nicht funktionieren. Das ist Aufgabe der Beteiligten, egal ob von der Wissenschaft auf Kulturinitiativen zugegangen wird oder umgekehrt. Ich war schon in verschiedenen Formaten kulturell tätig. Meine Erfahrung ist: Wo etwas von den Beteiligten ausgeht, da wird etwas daraus. Das gehört dann unterstützt, gefördert. Wo lediglich die Kulturpolitik der Stadt eine Idee hat, aber engagierte Leute fehlen, die es zu ihrer Sache machen, kann es nichts werden. Ein Beispiel aus dem universitären Bereich. Wir sind unter den vier Universitäten gut vernetzt. Wenn eine Uni mit einer anderen etwas entwickelt, dann wird das eine spannende Geschichte. Wenn dagegen Verantwortliche der Stadt sagen, wir wollen Kulturwissenschaften, dann wird das sehr, sehr mühsam.

Ich hätte noch drei Fragen zum letzten Themenbereich, dem Verhältnis von Stadt, Land und Bund. Wie schätzen Sie das derzeitige Verhältnis zwischen der Stadt Linz und dem Land Oberösterreich ein, wenn es um kulturelle Angelegenheiten geht?

Monika Leisch-Kiesl: Im besten Fall nebeneinander her. Gegeneinander wäre zu viel gesagt. Es wird zu wenig an einem Strang gezogen.

Könnte man irgendetwas machen, um das zu verbessern?

Monika Leisch-Kiesl: Ich antworte konkret. Wir bemühen uns, die Fakultät auszubauen, was eo ipso Finanzierungsfragen impliziert. Wenn wir mit dem Land verhandeln, müssen wir fürchten, dass sich die Stadt zurückzieht. Das macht keinen Sinn. Auch Fragen rund um eine Medizinuniversität oder eine philosophische Fakultät … Manchmal ist Konkurrenz förderlich, für die anstehenden universitätspolitischen Fragen erlebe ich das Nebeneinander eher hemmend.

Wie sieht es mit der Bundesebene aus? Welche Rolle spielt eigentlich die Kulturpolitik auf Bundesebene für eine Stadt wie Linz?

Monika Leisch-Kiesl: Viel zu wenig. Man kann versuchen, die eine oder andere Förderung zu bekommen, aber irgendwie ist Wien sehr weit weg. Es bräuchte einen Kulturentwicklungsplan für den Bund. Wie fördert der Bund die Bundesländer in ihren unterschiedlichen Formaten, Qualitäten, Profilen?

Danke für die Antworten, wir sind am Ende des Interviews angelangt. Gibt es irgendetwas noch, was Sie mir mitgeben wollen, auf was wir bei der Erstellung des neuen Kulturentwicklungsplans besonders achten sollten?

Monika Leisch-Kiesl: Die Schwierigkeit derartiger Kulturentwicklungspläne ist deren Kommunikation. Ich sehe die Gefahr, dass ein sehr engagiert betriebener Kulturentwicklungsplan erstellt wird, der dann nicht weiß, an wen er sich richtet. Die Präsentation eines Buches ist sicher zu wenig. Die Vorschläge müssen gezielt den entsprechenden Stellen übermittelt werden. Auch eine Nachhaltigkeit der Umsetzung zu überlegen, das halte ich für wichtig.

Ok, danke.

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