Petra-Maria Dallinger

Drei Fragen zum neuen Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz:

Dr.in Petra-Maria Dallinger
Direktorin des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes OÖ


Was erwarten Sie sich konkret vom neuen Kulturentwicklungsplan?
In Bezug auf das Entstehen eines neuen Kulturentwicklungsplanes liegen Erwartungen in einem ersten Schritt vor allem im Diskussionsprozess selbst, im Zusammendenken verschiedener Themenfelder, unterschiedlicher Lebensbereiche, in einer im planerischen Alltag doch eher unüblichen interdisziplinären Herangehensweise.

Im Idealfall könnte ein Kulturentwicklungsplan tatsächlich weit in die Zukunft hinausblicken und dem Pragmatismus der Gegenwart etwas entgegensetzen, – müsste im Musil’schen Sinne so etwas wie ein Möglichkeitssinn sein.

Dabei dürfte es dann allerdings nicht bleiben, zur Bewusstseinsbildung und der Entwicklung von Entwürfen sollten durchaus Maßnahmen für eine Annäherung an eine Veränderung in die angedachte Richtung kommen.

Welches Thema ist für Sie das wichtigste, wenn es um die zukünftige kulturelle Entwicklung von Linz geht?
Aus meiner Sicht ist zentrales Thema vieler Fragestellung das Thema Raum in weit gefasstem Sinn, – ideeller Raum, den Kunst und Kultur brauchen als die viel zitierten Experimentier- oder Spielräume, sozialer Raum im Sinne von Partizipation, Teilhabe und Beteiligung an Kunst und Kultur und die ganz reale Frage danach, wie der öffentliche Raum genutzt, verwaltet, durch welche Machtverhältnisse er dominiert wird, welche Repräsentation sich darin manifestiert etc.
Das geht von der Frage nach geeigneten Verkehrslösungen, Naherholungsgebieten, über den Umgang mit der Geschichte einer Stadt, Denkmalpflege, dem Bereitstellen von Freiflächen usw. bis hin zur Frage, wo und in welchen Kontexten Kunst und Kultur in der Stadt tatsächlich Platz finden.
Die Identifikation mit Stadt oder Region läuft ja durchaus auch über das Räumliche, das Besetzen von Raum, nicht nur emotional, sondern ganz konkret, – eine ganz wichtige Frage für die Stadt muss klären, was führt Menschen in die Stadt, was hält sie hier, was macht Stadt aus.

Eine Maßnahme, die Sie gerne durch den neuen Kulturentwicklungsplan verwirklicht sehen würden?
Wesentliche Bereiche des Umganges mit Kunst und Kultur durch Politik und Verwaltung sind gut geregelt, so gibt es beispielsweise eine funktionierende Förderungsstruktur für zeitgenössische Kunst und Kultur, unterschiedliche Formen der Kulturvermittlung, die Arbeit von Facheinrichtungen, die qualitativ hochwertiges Programm anbieten und gleichzeitig häufig als Informationsstelle zur Verfügung stehen usw.
Gerade hier wäre eine deutlichere Standortbestimmung vielleicht eine aus einem Kulturentwicklungsplan abzuleitende Maßnahme, Aufgaben öffentlicher Einrichtungen klarer zu definieren – auch Grenzen des Angebotes, das erwartet werden darf abzustecken – und idealiter ein Bekenntnis zu gemeinsam vereinbarten Zielen abzulegen, das heißt, Einrichtungen über die Qualität ihres Tuns zu legitimieren, nicht über eine Quantifizierung der erbrachten Leistungen.

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