Rainer Mennicken

Drei Fragen zum neuen Kulturentwicklungsplan der Stadt Linz:

Rainer Mennicken
Intendant des Landestheater Linz


Was erwarten Sie sich konkret vom neuen Kulturentwicklungsplan?
Der Kulturentwicklungsplan sollte nicht nur versuchen, möglichst allen Kulturschaffenden und -Rezipienten möglichst viele Gelegenheiten zur Identifikation zu bieten, sondern konkrete Initiativen hervorbringen.
Den Kulturschaffenden ist es beispielsweise recht, wenn sie Unterstützung durch die Stadt Linz oder das Land Oberösterreich erfahren. Am besten geht es ihnen vermutlich, wenn sie durch Stadt u n d Land gefördert werden. Den Besuchern kultureller Angebote ist es hingegen relativ gleichgültig, ob sie ihre Erlebnisse in einer städtischen oder einer Landes-Einrichtung finden – sie interessieren sich für die Sache. Würde der Linzer KEP beispielsweise die gelegentliche Überwindung des Denkens in getrennten Sphären proklamieren – ich würde mich freuen. Vielleicht gibt es sogar eine Antwort des Landes Oberösterreich darauf?

Welches Thema ist für Sie das wichtigste, wenn es um die zukünftige kulturelle Entwicklung von Linz geht?
Die Zukunft unserer Kulturlandschaft wird sicher weitreichend von der Programmphantasie und vom Erfolg der großen Player Liva und T.O.G geprägt. Auch hier sehe ich Chancen eher in der Zusammenarbeit als in Abgrenzung oder Konkurrenzdenken. Gemeinsames Engagement macht die Kultur stark.
Beispielsweise braucht die Region kein neues Brucknerfest. Was hier fehlt ist ein neues, möglichst viele Linzer und oberösterreichische Kulturschaffende mobilisierendes Festspielformat, das Darstellende Kunst, Tanz und Musik verschiedenster Stilrichtungen in Spitzenqualität präsentiert. Das Brucknerfest sollte auf eine Erfolg versprechende Größe eingedampft werden und weiterhin im September stattfinden, die Festspiele hingegen im Frühling. Ich schlage ein Konzept vor, das von Jahr zu Jahr eine andere bedeutende europäische Kulturregion in Linz und Oberösterreich erlebbar macht. Getragen von Stadt und Land. Dafür haben wir demnächst mit dem Brucknerhaus, dem Posthof, den alten und neuen Bühnen des Landestheaters und vielen anderen Spielstätten die besten Voraussetzungen.

Eine Maßnahme, die Sie gerne durch den neuen Kulturentwicklungsplan verwirklicht sehen würden?
Für die Foyerlandschaft des neuen Musiktheaters ist in Zusammenarbeit mit dem Future Lab des AEC ein interaktiver Erlebnis-Parcour konzipiert, der seinen Besuchern das Eintauchen in die Musiktheaterwelt ermöglicht – zur Freude, zum besseren Verstehen, für wachsenden Genuss. KlangFoyer nennt sich das Programm, das es in noch keinem anderen Theater gibt. Die vollständige Umsetzung des Projekts wird mit dem bisherigen Finanzierungsrahmen nicht möglich sein. Ist das ein Thema für den Entwicklungsplan?

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